Nach unserem Inteview mit King Size Dick meldete sich Tim Bibelhausen, bekannt als “Tim Toupet”, in unserer Redaktion und bat um ein Gespräch. Wir trafen ihn in seinem Friseursalon in Pulheim und sprachen über Karneval, Tradition und das Party-Segment dabei…
CityNEWS: Herr Bibelhausen, Sie haben auf unserem Online-Portal das Interview mit King Size Dick gelesen. Dort gab es eine Äußerung, mit der Sie nicht so ganz einverstanden waren…
Tim Toupet: Einverstanden war ich damit grundsätzlich schon. Ich fand es nur merkwürdig, dass von King Size Dick dort eine Aussage über einen Menschen getroffen wurde, den er noch nie persönlich getroffen hat und gar nicht kennt. Ich gehe natürlich gleich auf 300, wenn ich die Frage höre, was Tim Touptet mit Köln zu tun hat. Ich bin in Köln-Nippes aufgewachsen, bin in der dritten Generation Friseur in Köln und egal wo ich auftauche wissen spätestens nach dem zweiten Satz alle, dass ich aus Köln komme. Ich kann ja nicht mal richtig Hochdeutsch. Außerdem bin ich sehr lustig – da kann manch ein anderer im Karneval mit meinem Bezug zu Köln nicht mithalten. Das fand ich so ein bisschen schade und ich dachte „Och, ich bin überall der lustige Kölner und dann kommt jemand, der mich gar nicht kennt, der vermutlich mal etwas von mir in der Zeitung gelesen oder im Fernsehen gesehen hat und sagt, dass ich nichts mit Köln zu tun habe“.
CityNEWS:Die Aussage stand ja ganz klar im Zusammenhang mit Karneval. Es ging sicherlich weniger um Ihren allgemeinen Bezug zu Köln als vielmehr um die Frage, ob die Musik die sie machen, etwas auf einer traditionellen Karnevalssitzung zu suchen hat.
Tim Toupet: Das ich auf Karnevalssitzungen nichts zu suchen habe, das habe ich schon sehr häufig gehört. Ich habe mich da tatsächlich bis letztes Jahr auch sehr zurückgehalten – nicht zuletzt, weil ich zum einen großen Respekt vor den Künstlern habe, die dort in der Regel auftreten. Eben weil sie das Ursprüngliche repräsentieren und davon auch leben. Ich bin in erster Linie auf Mallorca und dort habe ich das ganze Jahr Auftritte, da halte ich mich dann zur Karnevalszeit gerne zurück. Aber als ich dann das Fliegerlied auf Kölsch gemacht hatte, weil ja auf Mallorca immer sehr viele Kölner sind, kam man auf mich zu und buchte mich für Karneval. Wir haben zuerst auch Auftritte in den direkten Kölner Regionen abgesagt. Im Kölner Umfeld war das für mich OK, da nehmen wir keinem was weg. Dann hab ich mir das ganze mal angesehen und gedacht, das ist ein Zeichen der Zeit: Die Sitzungen werden immer leerer, die jungen Leute haben kein Interesse mehr daran dort hinzugehen. Dann frage ich mich wieso das so ist. In Mallorca platzt die Bude aus allen Nähten, und ich denke, da sollten die alteingesessenen Karnevalisten mit der Zeit gehen. Ich glaube, man muss den klassischen Karneval mit den klassischen Bands und den traditionellen Reden einfach mit diesem Party-Segment kombinieren. Stimmung ist bei meinen Auftritten immer – und Karneval muss doch aus dem Herzen kommen. Da soll keiner sagen „Das eine ist Karneval und das andere nicht“.
CityNEWS: Oft wird bei eben dieser Party-Stimmung bemängelt, dass der politische Hintergrund und das Niveau, das der Karneval immer hatte, vollends verloren geht.
Tim Toupet: Ja, aber gibt es denn etwas politischeres als die Aussage „Heut’ ist so ein schöner Tag“? Es sollte doch eigentlich egal sein, ob es um Religion, Politik oder ganz persönliches Befinden geht. Es sollte das Motto sein, was man, wenn man auf die Welt kommt verinnerlicht bis zum letzten Tag. Von daher kann ich sagen, dass das, was ich mache, politisch ist. Auch ein Satz wie „Du hast die Haare schön“ kann politisch sein. Sehr viele Leute in Deutschland laufen sehr ungepflegt herum, legen keinen Wert auf ihr Äußeres und repräsentieren so das Land. In anderen Ländern wie Spanien oder Italien, da ist viel mehr Chic drin. Das könnte man auch als Politikum sehen.
CityNEWS: Könnte man.
Tim Toupet: Ja, mit etwas Humor schon…
CityNEWS: Wie ist denn Dein persönlicher Bezug zum Karneval? Du bist ja hier geboren und bekommst den Trubel schon eine ganze Weile mit…
Tim Toupet: Ja, ich kenne Bilder, auf denen bin ich schon als Clown verkleidet, da kann ich mich gar nicht mehr dran erinnern. Bei uns zu Hause war das immer ein großes Thema und damit bin ich aufgewachsen. Wir haben immer sehr viel gefeiert. Karneval ist so ein Heiligtum gewesen, dass ich meinen Laden schon früher über die Karnevalstage geschlossen habe. Es gibt auch jetzt noch immer zwei Tage, an denen ich keine Auftritte mache, um mit meinen Freunden auch richtig feiern zu gehen.
CityNEWS: Geht denn das? Sie sind sehr bekannt und können trotzdem einfach durch Köln marschieren und tatsächlich feiern?
Tim Toupet: Wir haben das Glück, dass meine Lieder zwar sehr bekannt sind, aber die Leute den Bezug zu meiner Person nicht haben. Dass ich auf der Straße angesprochen werde, das passiert dann eher in Mallorca. In diesem Jahr freue ich mich am meisten auf den Rosenmontagszug mit meinem Sohn. Der ist jetzt viereinhalb und karnevalsfertig. Bislang waren wir immer nur bei den Veedelszügen aber dieses Jahr soll es zum ersten Mal der Rosenmontagszug sein – das wird das Highlight. Er wird Cowboy, das haben wir alles schon lange klargemacht. Ansonsten habe ich natürlich auch noch ein paar Auftritte. Da geben wir Gas – und wir haben zwei oder sogar drei Lieder in petto, die wir im jetzt Januar rausbringen. Eines ist von Andreas Gabalier, was ja auch schon eine Auszeichnung ist. Andreas Gabalier hat „I sing a liad für di“ geschrieben, was DJ Ötzi jetzt auf Hochdeutsch singt und damit sehr erfolgreich ist. Ich kenne eine Handvoll Karnevalsgruppen aus Köln, die die Freigabe für dieses Lied angefragt haben um es auf Kölsch zu interpretieren. Die wurden alle abgeschmettert und ich habe die Freigabe exklusiv bekommen. Die werden schon einen Grund haben, dass sie das mir geben und nicht den etablierten Karnevalsgruppen. Dann werde ich noch zwei weitere Lieder in kölscher Mundart rausbringen – und damit hebe ich mich ja schon von einigen großen Karnevalsgruppen ab.
CityNEWS: Könnten Sie sich vorstellen etwas richtig traditionelles, zum Beispiel etwas von Willi Ostermann, zu machen?
Tim Toupet: Nee, es gibt viele Dinge, die darf man einfach nicht covern. Dazu gehören einige Songs von BAP und auch die Ostermann-Lieder. Auch andere traditionelle Karnevalssachen würde ich nicht anfassen, nur um ein paar Auftritte zu haben. Ich finde das darf man auch nicht – manche Sachen sollen einfach so bleiben wie sie sind. Dann habe ich lieber eine Zwiebel auf dem Kopf.