Am Sonntag, den 27. Oktober 2024, erfolgt die Zeitumstellung auf Winterzeit, indem die Uhren von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr gestellt werden.
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Am Sonntag, den 27. Oktober 2024, steht in Europa erneut die Umstellung von Sommer- auf Winterzeit an. Diese Zeitumstellung, die in den frühen Morgenstunden des letzten Oktobersonntags erfolgt, stellt die Uhren um eine Stunde zurück – von 3:00 Uhr auf 2:00 Uhr. Dadurch gewinnen wir eine zusätzliche Stunde Schlaf, die Tage wirken jedoch abends schneller dunkler und kürzer. Die Umstellung auf die Winterzeit wird in Deutschland und vielen weiteren europäischen Ländern seit Jahrzehnten durchgeführt, ist jedoch immer wieder Anlass für Diskussionen und Kritik.

Ursprung und Ziel der Zeitumstellung

Die Zeitumstellung wurde in Deutschland erstmals während des Ersten Weltkrieges 1916 eingeführt und sollte vor allem durch eine bessere Tageslichtnutzung Energie sparen. Man stellte damals fest, dass durch eine Verschiebung der Uhrzeiten das natürliche Tageslicht besser ausgenutzt werden könnte, was sich auch auf den Energieverbrauch auswirken sollte, da man weniger künstliches Licht benötigte. Nach mehreren Unterbrechungen wurde die Zeitumstellung im Zuge der Ölkrise in den 1970er Jahren erneut eingeführt und schließlich 1980 in Deutschland und anderen europäischen Ländern wieder fest etabliert.

Im Jahr 1996 einigte sich die EU auf eine gemeinsame Regelung, die den letzten Sonntag im März zur Umstellung auf die Sommerzeit und den letzten Sonntag im Oktober zur Rückkehr zur Normalzeit (Winterzeit) festlegt. Diese Regelung wurde seither in allen Mitgliedsstaaten der EU und in einigen weiteren Ländern übernommen.

Kritik und Diskussionen rund um die Zeitumstellung

In den letzten Jahren ist die Zeitumstellung zunehmend in die Kritik geraten. Viele Menschen und auch wissenschaftliche Studien weisen darauf hin, dass die gesundheitlichen und sozialen Nachteile die vermeintlichen Vorteile überwiegen. Kritiker argumentieren, dass der menschliche Biorhythmus durch die Umstellung gestört wird, was sich negativ auf die Gesundheit auswirken kann. Besonders der Übergang zur Sommerzeit, bei dem die Nacht um eine Stunde verkürzt wird, bringt viele Menschen aus dem Schlaf-Wach-Rhythmus und kann zu Schlafmangel, Konzentrationsschwäche und allgemeinem Unwohlsein führen.

Außerdem wird der ursprünglich angeführte Energiespargedanke zunehmend infrage gestellt. Studien haben gezeigt, dass die Einsparungen bei den Beleuchtungskosten heutzutage nicht mehr so signifikant sind wie einst angenommen, da moderne Haushalte und Technologien weniger Energie benötigen und die dadurch eingesparte Menge kaum ins Gewicht fällt. Im Gegenzug steigen im Winter oft die Heizkosten, da man früher in den dunklen, kalten Abendstunden nach Hause kommt und dementsprechend eher heizt.

Der EU-Beschluss zur Abschaffung der Zeitumstellung

Im Jahr 2018 startete die Europäische Union eine groß angelegte Umfrage, in der Bürger aus allen Mitgliedsstaaten dazu aufgerufen wurden, ihre Meinung zur Zeitumstellung abzugeben. Dabei sprach sich eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer für eine Abschaffung der halbjährlichen Umstellung aus. In Folge dessen verabschiedete das Europäische Parlament 2019 einen Beschluss, die Zeitumstellung abzuschaffen und den Mitgliedsstaaten die Wahl zu lassen, ob sie dauerhaft die Sommer- oder die Winterzeit einführen möchten.

Obwohl der Beschluss auf große Zustimmung stieß, wurde er bislang nicht umgesetzt. Gründe hierfür sind unter anderem die Schwierigkeit, eine einheitliche Regelung zwischen den Mitgliedsstaaten zu finden und mögliche negative wirtschaftliche Auswirkungen einer uneinheitlichen Zeitregelung in der EU zu vermeiden. Eine dauerhafte Abschaffung der Zeitumstellung ist also weiterhin in Diskussion, doch ein konkreter Zeitpunkt ist bislang nicht festgelegt.

Auswirkungen der Zeitumstellung auf Gesundheit und Alltag

Zahlreiche Studien haben die Auswirkungen der Zeitumstellung auf die Gesundheit untersucht. Der Wechsel zur Winterzeit, bei dem die Uhren eine Stunde zurückgestellt werden, gilt als weniger belastend für den Körper, da der Biorhythmus “verlängert” wird und eine zusätzliche Stunde Schlaf möglich ist. Trotzdem kann auch diese Umstellung einige Tage in Anspruch nehmen, bis sich der Schlaf-Wach-Rhythmus stabilisiert. Menschen, die ohnehin empfindlich auf Veränderungen reagieren oder Schlafprobleme haben, bemerken die Auswirkungen oft stärker.

Besonders der Start in die Winterzeit bringt Herausforderungen mit sich. Durch die früh einsetzende Dunkelheit und kürzere Tageszeiten sinkt bei vielen Menschen das Energielevel und die Motivation. Auch das Risiko für Depressionen, speziell die sogenannte saisonale Depression (SAD), kann steigen. Viele Experten empfehlen, während der dunklen Jahreszeit möglichst viel Tageslicht zu nutzen, Spaziergänge im Freien zu machen und eine ausgewogene Ernährung einzuhalten, um den Auswirkungen entgegenzuwirken.

Tipps zum Umgang mit der Zeitumstellung

Die Zeitumstellung kann einige Tage der Eingewöhnung erfordern. Hier sind einige praktische Tipps, um den Wechsel möglichst gut zu meistern:

  • Schlafrhythmus anpassen: Bereits ein paar Tage vor der Umstellung kann man versuchen, den Schlafrhythmus um einige Minuten pro Tag anzupassen. So fällt der Wechsel leichter.
  • Morgens Licht tanken: Besonders im Herbst und Winter ist es wichtig, möglichst viel Tageslicht zu nutzen. Spaziergänge am Morgen oder in der Mittagszeit können den Tag strukturieren und den Körper wacher machen.
  • Sport und Bewegung: Körperliche Aktivitäten helfen dabei, die Müdigkeit zu vertreiben und die Stimmung zu heben. Sport sollte jedoch nicht direkt vor dem Schlafengehen durchgeführt werden, um den Körper zur Ruhe kommen zu lassen.
  • Auf koffeinhaltige Getränke achten: Kaffee und andere anregende Getränke am späten Nachmittag können den Schlaf-Wach-Rhythmus zusätzlich stören. Es kann hilfreich sein, die Koffeinaufnahme auf die erste Tageshälfte zu beschränken.

Fazit

Die Zeitumstellung bleibt ein umstrittenes Thema, das seit Jahren von politischen und wissenschaftlichen Debatten begleitet wird. Trotz der fortwährenden Diskussionen und Pläne zur Abschaffung der Zeitumstellung bleibt der Wechsel zwischen Sommer- und Winterzeit weiterhin Realität. Ob und wann die EU-Mitgliedstaaten sich auf eine dauerhafte Lösung einigen können, bleibt abzuwarten.

Die Umstellung am 27. Oktober 2024 bedeutet jedenfalls, dass wir uns auf kürzere Tage und längere Nächte einstellen können. Bis auf weiteres bleibt die Zeitumstellung ein festes Ritual im Kalender – mit all ihren Vor- und Nachteilen.