Eine Blitzumfrage der IHK Köln bei Unternehmen in der Region zeigt die dramatischen Auswirkungen der Einschränkungen wegen der Verbreitung des neuartigen Coronavirus. Die Auskünfte von 840 teilnehmenden Firmen lassen nichts Gutes für die Kölner Wirtschaft erwarten. Rund drei Wochen nach Beginn der massiven Einschränkungen des Geschäftslebens steht ein großer Teil der Unternehmen in der Kölner Region vor existenziellen Herausforderungen. Wie die Kölner Industrie- und Handelskammer (IHK) am 3. April 2020 verlautbart, berichten fast 40 Prozent der antwortenden Unternehmen von Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent.
22 Prozent der Befragten machen derzeit wegen der aktuellen Corona-Pandemie sogar überhaupt keine Umsätze. Insgesamt berichten mehr als 90 Prozent der Unternehmen von Umsatzrückgängen. Befragt wurden alle Unternehmen im Kammerbezirk, neben Köln also auch die Mitglieder aus Leverkusen, dem Rheinisch-Bergischen-Kreis, dem Rhein-Erft-Kreis sowie dem Oberbergischen Kreis.
Damit sind die Zahlen der drei Wochen zuvor durchgeführten Blitzumfrage schon Makulatur. Seinerzeit sagte ein Viertel der rückmeldenden 1.200 Unternehmen, dass sie in der jüngsten Vergangenheit Umsatzeinbußen von mindestens 25 Prozent zu verkraften hätten. Jedes zehnte Unternehmen hat sogar Einbußen von mehr als 75 Prozent zu verzeichnen. Entsprechend fest hat die Politik die negativen Entwicklungen im Blick, um schnell mit entsprechenden Hilfen die betroffenen Branchen zu unterstützen. Lediglich 7 Prozent der antwortenden Unternehmen können momentan noch keinen Rückgang verzeichnen.
Eine noch nie dagewesene Krise mit enormen Ausmaß
“Wir erleben eine Krise, wie sie unsere Region seit Gründung der Bundesrepublik nicht gesehen hat“, sagt Dr. Nicole Grünewald, Präsidentin der IHK Köln. “Innerhalb kürzester Zeit sind Unternehmen in fast allen Branchen negativ von den Auswirkungen erfasst worden”, ergänzt Ulf Reichardt, Hauptgeschäftsführer der IHK Köln. Wie dramatisch die Situation sei, zeige auch, so Reichardt, dass neben der Industrie auch im bislang ausgesprochen konjunkturfesten Baugewerbe jeder zweite Betrieb Umsatzeinbußen von mehr als 50 Prozent vermelde.
“Der massive Einsatz von Soforthilfen für die Wirtschaft ist leider bitter nötig, um das Überleben der Betriebe, die unverschuldet in diese Situation geraten sind, zu sichern”, sagt Grünewald. Die befragten Unternehmen jedenfalls sind aktiv, um mit einem blauen Auge aus dieser Krisenzeit hervorzugehen.
Knapp 40 Prozent von ihnen haben bereits Soforthilfen beantragt. 27 Prozent haben sich um Kurzarbeitergeld, 20 Prozent um Steuerstundungen oder eine Herabsenkung der Vorauszahlungen bemüht.
Eine vergleichsweise geringe Rolle spielen Kredite. Jeder zehnte Betrieb hat sich um staatlich verbürgte Kredite bemüht, nur vier Prozent um einen nicht staatlich-verbürgten Kredit der jeweiligen Hausbank.
Wirtschafts-Soforthilfen von Bund und Land gut angelaufen
“In der aktuellen Situation sind Soforthilfen das beste Mittel, um den Unternehmen schnell Liquidität zu verschaffen. Sieht man von anfänglichen technischen Schwierigkeiten und manchen Unklarheiten bei den Bedingungen ab, ist das kombinierte Programm von Bund und Land aus unserer Sicht gut angelaufen”, sagt Grünewald.
Aus den Angaben der Befragten geht hervor, dass die Antragstellung absolut problemlos von statten ging. Das meinten fast 75 Prozent. Elf Prozent bemängeln die Dauer der Verfahren, und lediglich sechs Prozent waren mit der Passgenauigkeit der Programme unzufrieden.
Auch die Steuerstundungen bzw. die Herabsenkung der Vorauszahlungen sind für die meisten Unternehmen (70 Prozent) unproblematisch. Bei der Beantragung des Kurzarbeitergelds kritisiert ein Drittel die Dauer des Verfahrens.
Zunehmend schwierig gestaltet sich, auch das geht aus der Umfrage hervor, die Lage für viele größere mittelständische Betriebe mit mehr als 50 Mitarbeitern. Diesen wurde bislang keinerlei Soforthilfen zur Verfügung gestellt. Weil Umsatz- und Geschäftsplanung angesichts der unklaren Perspektiven derzeit kaum möglich seien berichteten auch eigentlich grundsolide Unternehmen von Schwierigkeiten, im Hausbankverfahren an Liquiditätshilfen zu kommen. “Wenn auf absehbare Zeit keine Lockerungen möglich sind, wird es auch hier weitere Maßnahmen brauchen, um den Fortbestand dieser Betriebe zu sichern”, so Ulf Reichardt.