Es gleicht der Eroberung einer Burg im Mittelalter: Hunderte Kinder besetzen sämtliche Klettergerüste und Rutschen. An der Spitze steht ein Junge. Er winkt seine Freunde hoch, die ihm geschickt hinterherkraxeln. Es sind Wandertage und die Schulen erkunden den Rheinpark.
Endlich spielt auch das Wetter mit. Es ist zwar bedeckt, doch warm genug für solche Ausflüge. Wir ziehen weiter. Wir – das sind mein Vater und ich. Die nächste Station ist die Minigolfanlage unter der Zoobrücke. Direkt daneben spielen Kinder Basketball oder springen mit ihren Fahrrädern oder City-Rollern über die kleinen Pipes und Hindernisse. “Wie gepflegt und modern diese Anlagen sind”, sagt mein Vater, dem es sichtlich gefällt. Doch liegen unsere Interessen woanders. Wir sind wohl zu alt zum Skaten …
Fantastischer Ausblick
Es zieht uns zum Strand des Jugendparks. Wir gehen ans Wasser und halten den kleinen Zeh hinein. Aber nur ganz kurz, denn es ist definitiv noch ein wenig zu kalt. Steineflitschen ist daher angesagt. Besonders die kleinen Exemplare titschen oft über das Wasser, bevor sie untergehen. Das macht Spaß! Wir schlendern am Strand entlang, zu unserer Rechten wird gerade eine richtige Halfpipe gebaut, offensichtlich für die Profis. “Die werden da ihren Spaß haben”, vermutet mein Vater. Dem kann ich nur beipflichten. Wir kommen an kleinen Feuerstellen vorbei und gehen weiter, bis wir das eine Ende des Rhein- und Jugendparks erreicht haben. Hier verweilen wir, sehen Schiffe an uns vorbeifahren und gucken uns die Gegend an. Wir haben einen fantastischen Ausblick auf die andere Rheinseite, die linke. Dann gehen wir wieder zurück.
Meer aus Blumen
Zurück im Rheinpark schlendern wir an der Promenade entlang. Wir machen ein paar Fotos vom Dom, den man eigentlich nur von dieser “Schäl Sick” richtig ins Bild setzen kann. Dann umkreisen wir den Tanzbrunnen am anderen Ende des Rheinparks, schauen uns die Bühne an, wo gerade wieder mal ein Event vorbereitet wird. “Hier treten also immer die ganzen Musiker und Comedians auf”, staunt mein Vater: “Man hört und liest immer von Veranstaltungen im Tanzbrunnen. Jetzt weiß ich endlich, wo er ist.” Er lächelt. Ihm scheint der Park zu gefallen, obwohl wir noch gar nicht das Blumenmeer des ehemaligen Geländes der Bundesgartenschau (BUGA) gesehen haben. Wir werfen noch einen kleinen Blick in eine Strandbar, wo man es sich bei gutem Wetter gemütlich machen kann.
Entdeckung des Schnullerbaums
Später angekommen auf dem BUGA-Gelände, eröffnet sich uns eine schon fast an Reizüberflutung grenzende Fläche: schier unendlich viele verschiedene Blumen in den tollsten Farben, in ihrer Anordnung das Meisterwerk eines Landschaftsarchitekten. Inseln mit Blumen, riesige Beete und kleine Fenster. Man kann erkennen, dass sich hier seit der Gartenschau 1957 nicht viel verändert hat. “Wie schön man hier alles erhalten hat”, sagt mein Vater. Wir sehen uns die Blumeninseln an, überqueren zwischendurch immer wieder die winzigen Eisenbahnschienen der kleinen Rheinparkbahn, die quer durch den Park saust. Von den imposanten Blumenlandschaften fühlen wir uns überwältigt – und übersehen fast ein witziges Highlight: den Schnullerbaum.
Immer wieder Neues zu entdecken
Man muss wirklich zweimal hinschauen, um zu erkennen, was dort im Baum hängt. “Ein Fruchtbarkeitsbaum?”, witzelt mein Vater. “Oder das Pendant zu den Schlössern an der Hohenzollernbrücke?” Ich bin im ersten Moment auch etwas überfragt. Mein Smartphone liefert aber, nachdem ich “Schnullerbaum” gegoogelt habe, die Antwort. Eltern hängen die Schnuller ihrer Kinder an diesem Baum auf, damit sie von ebenjenen entwöhnt werden. Solche Bäume gibt es auch in anderen Städten. “Wie viele Details es hier gibt”, sagt mein Vater. “Hier entdeckt man bestimmt auch nach mehrmaligen Besuchen immer wieder etwas Neues”, vermutet er.
Geschichte trifft auf Moderne
Wir entdecken den Rosengarten, ein weiteres Blumenmeer. Wir riechen an den Blumen. Es duftet nach Geschichte und Frische zugleich. Auch wenn es paradox klingt, spürt man auf dem gesamten Gelände diese Mischung aus Geschichte und modernen Attraktionen: Die alte Bimmelbahn trifft auf ein modernes Klettergerüst, ein altes BUGA-Gelände auf moderne Halfpipes. Unser Besuch neigt sich dem Ende entgegen. An der Claudius Therme nehmen wir uns noch einen Becher des kostenlosen Wassers. Nichts ahnend kippe ich es schnell hinunter und blicke entsetzt in den leeren Becher. “Naa, salzig?”, grinst mich mein Vater an. Mir hat es erst mal die Sprache verschlagen.
Schön, dass es den Rheinpark gibt!
Wir spazieren den kurzen Anstieg zur Seilbahn hoch und nehmen in einer der vielen “Sendung mit der Maus”-Kabinen Platz. Aus luftiger Höhe erleben wir noch einmal den ganzen Ausblick vom Ende des Jugendparks bis zum Tanzbrunnen. Auf der anderen Rheinseite bekommen wir einen fantastischen Blick auf den Dom und die Kölner City geschenkt. So muss ein Parkbesuch zu Ende gehen. “Schön, dass es in einer solch hektischen Stadt noch solch wunderschöne Flächen gibt”, resümiert mein Vater.