Schönes Wetter motiviert und bewegt die Menschen. Gerade diejenigen, die ihre Neujahrsvorsätze bisher haben schleifen lassen, bekommen mit dem Start in die Frühlings-/Sommersaison eine zweite Chance. Doch aller Anfang ist schwer. Wir kennen das alle: Der Wille ist da, aber die richtige Sportart fehlt. Der ACTIV-O-MAT kann diese erste Hürde nehmen. Sportwissenschaftler Prof. Dr. Ingo Froböse erklärt im Interview mit CityNEWS, wie das neue Online-Tool funktioniert.
CityNEWS: Nicht WAHL-O-MAT, sondern ACTIV-O-MAT. Sie haben die virtuelle Plattform mit entwickelt. Wie funktioniert sie?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Wir haben einen Algorithmus entwickelt, der jedem User nach zwölf Fragen die individuellen Top-Sportarten aufzeigt, die für ihn infrage kommen. Ziel ist es, die Leute dafür zu belohnen, dass sie körperlich etwas für sich tun wollen. Ich sehe den ACTIV-O-MAT als Wegbereiter in ein aktives Leben.
CityNEWS: Wie viele Sportarten umfasst der ACTIV-O-MAT?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Bisher sind es 50 Sportarten für die unterschiedlichsten Bedürfnisse und Zielgruppen. Wir wollen sowohl für die Jugend als auch für Senioren attraktiv sein. So finden sich im Portfolio – neben etablierten – auch eher unbekannte Bewegungsangebote, wie zum Beispiel Stand-up-Paddling.
CityNEWS: Startschuss für den ACTIV-O-MAT war die FIBO 2018 in den Kölner Messehallen. Wie war die Resonanz?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Wir hatten schon nach den ersten Tagen über 30.000 Aufrufe.
CityNEWS: Nennen Sie doch einmal drei Top-Argumente, die für die neue Plattform sprechen.
Prof. Dr. Ingo Froböse: Der ACTIV-O-MAT ist kostenlos und die Befragung dauert nur einige Minuten. Das dritte, für mich entscheidende Argument ist: Wir nehmen die User an die Hand, indem wir ihnen mittels angegebener Postleitzahl anzeigen, wo in ihrer nächsten Umgebung das Sportangebot auf sie wartet. Wir bieten eine Art Betreuungskonzept, das den Einstieg erleichtert.
Prof. Ingo Froböse: “Sport soll in erster Linie Spaß machen”
CityNEWS: Apropos FIBO – welche Bilanz ziehen Sie aus der Fitnessmesse?
Prof. Dr. Ingo Froböse: In meinen Augen entwickelt sich die FIBO in der Breite zu langsam.
CityNEWS: Was meinen Sie damit?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Die Qualität des Angebots hat sich enorm verbessert, aber ich habe doch in erster Linie nur 18-Jährige mit knackigen Körpern gesehen. Wo sind beispielsweise die Angebote für Senioren? Außerdem wird der Leistungsgedanke immer noch zu stark betont. Wie jede körperliche Aktivität, hat auch Fitness immer etwas mit Regeneration und Entspannung zu tun. Mir fehlten zudem trendige Sportarten, wie zum Beispiel Parcouring.
CityNEWS: Ein Trend auf der FIBO waren Wearables, also Fitnesstracker, die jede Bewegung dokumentieren. Was halten Sie davon?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Ich finde, wir messen zu viel. Wir geben den Menschen damit Informationen, die sie in den meisten Fällen gar nicht interpretieren können. Das macht einen kirre und erhöht den Leistungsdruck. Sport soll doch in erster Linie Spaß machen.
“In erster Linie sollte man Pflegebedürftigkeit vermeiden”
CityNEWS: Apropos Spaß: Welchen Tipp haben Sie für Neueinsteiger?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Ich rate allen, maßvoll mit körperlicher Aktivität zu beginnen. Man sollte unter der Dusche denken: Das war so schön, das mache ich morgen wieder. Dabei ist es egal, wie langsam man gelaufen oder geradelt ist.
CityNEWS: Wieso ist Bewegung so wichtig?
Prof. Dr. Ingo Froböse: In erster Linie sollte es uns darum gehen, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden. Wir wollen doch alle gesund alt werden.
CityNEWS: Bei welchen Beschwerden hilft körperliche Aktivität?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Bei allen Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber auch bei Rheuma, Osteoporose, Alzheimer, Demenz oder auch bei psychischen Störungen, wie Depression.
CityNEWS: Was empfehlen Sie Senioren, die sich auch über den ACTIV-O-MAT nur schwer für eine neue Sportart begeistern lassen?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Man kann Bewegung auch gezielt in den Alltag integrieren. Ich habe zusammen mit der Deutschen Sporthochschule Köln, der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung und anderen Partnern das sogenannte AlltagsTrainingsProgramm, kurz ATP, entwickelt. Es handelt sich um ein zwölfwöchiges standardisiertes Trainingsprogramm speziell für Menschen ab 65 Jahren, die bisher inaktiv waren, aber in Zukunft ihren Alltag bewegungsaktiver gestalten möchten. Der Kurs ist so angelegt, dass er ohne große Vorbereitung und ohne den Einsatz von Fitnessgeräten direkt umgesetzt werden kann. Das ATP ist ein Element des Programms “Älter werden in Balance”.
CityNEWS: Die Kosten?
Prof. Dr. Ingo Froböse: Das Angebot ist kostenlos!