Wie schon im Spiel gegen RB Leipzig ging die Mitgliederversammlung des 1. FC Köln mit Verzögerung los – es waren zum Startpunkt 19 Uhr noch viele Mitglieder vor den Türen. Die FC-Hymne von Stefan Knittler intoniert wurde wie im Stadion begeistert mitgesungen.
Neuverpflichtungen ein Quantensprung
FC-Präsident Werner Spinner erklärte zunächst den Wahlmodus, auf elektronische Abstimmung wurde verzichtet. Daher der Probelauf mit Stimmzetteln: “Soll Jonas Hector künftig alle Elfmeter der Nationalmannschaft schießen?” Viele, fast ausschließlich weiße Blätter gaben ein klares Votum.
Die Führungskräfte wurden von Spinner herausgehoben. Ablöse für Trainer Peter Stöger (als Zweitligist), die Glücksgriffe Jörg Schmadtke und Alexander Wehrle als Geschäftsführer, dazu Jörg Jacobs, die Mannschaft passt zusammen und hat den Verein in den letzten drei Jahren in die Erfolgsspur gebracht.
Klare Worte des Präsidenten bei der Mitgliederversammlung
Der 1. FC Köln als Marke steht inzwischen als Wert zwischen Champions League und Europa League. Dazu beigetragen hat die Mannschaft, also die auf dem Rasen, aber auch die im Verein nicht in der ersten Reihe stehen. Spürbar anders – der Slogan des Clubs trifft auf große Akzeptanz. Die Zusammenarbeit mit der Polizei wurde verbessert, Vorfälle durch Fans gingen zurück, die wirtschaftliche Entwicklung – jetzt über 80.000 Mitglieder – und die sportliche Situation wurde von Spinner dargestellt.
Vizepräsident Markus Ritterbach schloss seine Bilanz wie folgt ab: “Wenn ein Spinner, ein Karnevalspräsident und ein Tünnes, ein Österreicher, ein Schwabe und ein Düsseldorfer etwas auf die Beine stellen, kann nur etwas Überraschendes passieren.”
Vize Toni Schumacher, für den es nur ein Gas, nämlich Vollgas gibt, fand deutliche Worte zur weiteren Professionalisierung des Vereins. Das Projekt Ausbau des Geißbockheims, in erster Linie vorangetrieben von Alexander Wehrle, ist für Schumacher auch Herzensangelegenheit – er warb mit klaren Worten für den Ausbau und Schaffung neuer Kunstrasenplätze. Wie man den Tünn kennt, war seine Rede emotional und wurde von den Mitgliedern entsprechend beklatscht.
FC genießt Riesenkredit
Finanz-Geschäftsführer Alexander Wehrle konnte nur steigende Tendenzen vermelden. Die Zeichnung der neuen FC-Anleihe war ein Riesenerfolg, der noch höher hätte ausfallen können. Aber Anlagen in Höhe von 25 Millionen Euro konnten aufgrund der limitierten Auflage nicht eingenommen werden.
Verbesserung beim Marketing, und zwar stetig von Jahr zu Jahr, neue zusätzliche Sponsoren, ein fast immer ausverkauftes Stadion, Alexander Wehrle machte auch hier deutlich, der Club ist spürbar anders geworden. Auch weil er die Nähe zu den Fans weiter sucht und noch enger werden lässt. Dass es an diesem Abend um die Wiederwahl des Vorstands ging, war kaum wahrnehmbar – nicht zuletzt weil es keine Gegenkandidaten gab.
Jörg Schmadtke: “Zahlen keine Mondpreise für Spieler”
Die positive sportliche Bilanz war auch eine finanzielle. Transfers wie der von Yannick Gerhardt nach Wolfsburg – auf Wunsch des Spielers, um alsbald international zu spielen – was entsprechend von den Mitgliedern mit einem Lachen bedacht wurde, ermöglichen dem effzeh, in der nächsten Transfer-Periode eventuell nötige Verstärkungen zu tätigen. Dass Spieler wie Jonas Hector und Anthony Modeste weiter beim FC sind, auch das liegt nicht zuletzt am “spürbar anders”, das den Club umweht.
Auf der anderen Seite gute Neueinkäufe, die den finanziellen Rahmen nicht sprengen und zudem in die Mannschaft passen, sportlich wie auch charakterlich. Eigengewächse aus dem Nachwuchsbereich wie etwa Hartel und der auf Schalke debütierende Öczan stehen für die Zukunft des Vereins. Wobei für Schmadtke eines Priorität hat: Alles in Ruhe und langsam aufbauen.
Stefan Müller-Römer als Vorsitzender des Mitgliederrates hatte wenig zu bekritteln. Dann nahm die Versammlung Fahrt auf. Die Aussprache zu den Jahresberichten musste entfallen, es gab keine Fragen seitens der Mitglieder, die Tagesordnungspunkte 6 bis 8 waren schnell abgehakt, weil Friede, Freude, Eierkuchen die Halle durchwehten und im Zuge der Gesamt-Entlastung nur wenige Abstimmungen nötig waren. Die fielen allesamt einstimmig aus, 2.189 Mitglieder einig wie selten.
Wiederwahl des Vorstandes
Ein fünfminütiger Trailer gab Werner Spinner, Markus Ritterbach und Toni Schumacher die Gelegenheit, die vergangenen Jahre Revue passieren zu lassen. Allen ist klar, dass die Kontinuität beibehalten werden soll. Schritt für Schritt zur weiteren festen Etablierung des 1. FC Köln in der Bundesliga und Schaffung weiterer professioneller Strukturen. Das war Wasser auf die Mühlen der FC-Fans, die den alten zum neuen Vorstand machten. Natürlich geschah dies einstimmig, und wurde abschließend mit Standing-Ovations besiegelt.
Die folgende Allgemeine Aussprache sorgte für viel blauen Dunst. Denn ein Mitglied forderte die Aufhebung des seit 2009 bestehenden Rauchverbots im RheinEnergieSTADION. Und das als Nichtraucher. Ändern wird sich nichts, Rauchverbot bleibt, die Ordner werden allerdings die Raucher nicht aktiv ansprechen.
Ein FC-Mitglied aus Sülz ging in der abschließenden Aussprache nochmals auf die Ausbaupläne am Geißbockheim ein. Er schilderte die Stimmung in seinem Veedel und forderte die Vereinsspitze auf Alternativstandorte zu suchen. Der Gegenwind der anwesenden Mitglieder hätte gereicht, die Kieler Woche der Segler problemlos durchzuführen.
Mitgliederversammlung entspannt wie nie
Ein altgedientes Mitglied freute sich über die schönste Mitgliederversammlung seit 1954, ein weiteres beklagte die späte Zustellung des “Geißbockechos“, die Toiletten-Situation in der Nordkurve wurde bemängelt, was Alexander Wehrle “Schei…” fand. Tagesordnungspunkt 13 blieb ohne Meldung, so dass die Versammlung um 22.06 Uhr schließen konnte. Wenn die Saison auf dem Rasen so entspannt weiterläuft wie diese Versammlung, ist den Männern von Peter Stöger noch eine Menge zuzutrauen.
Erneut höchster Umsatz und Gewinn: Bilanz des Geschäftsjahres 2015/16
FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle hat auf der Mitgliederversammlung die Geschäftszahlen der Saison 2015/2016 vorgelegt. Mit 107 Millionen Euro Umsatz und einem Gewinn von 10,5 Millionen Euro vor Steuern erzielte der 1. FC Köln erneut die besten Ergebnisse der Club-Geschichte.
“Wir sind unsere schrittweise Entwicklung auch in der abgelaufenen Saison weiter gegangen – wobei dieser Schritt in der Saison 15/16 in vielen Bereichen erfreulicherweise ein ziemlich großer war”, sagte Wehrle. Zu dem Rekordergebnis haben neben den höheren TV-Erlösen aufgrund der besseren Platzierung in der Fernsehgeld-Tabelle und den erneut gestiegenen Merchandising-Einnahmen auch ungeplante Transfererlöse beigetragen,
Das zinstragende Fremdkapital des 1. FC Köln sank zum Ende des Geschäftsjahres 2015/2016 auf 19,9 Millionen Euro (Minus 3,0 Millionen), das Eigenkapital stieg auf 9,2 Millionen Euro (plus 6,4 Millionen).
Die Kennzahlen im Einzelnen:
- Jahresumsatz: 107,0 Mio. Euro (Vorjahr: 89,7 Mio. Euro)
- Jahresergebnis vor Steuern: 10,5 Mio. Euro (Vorjahr: 5,5 Mio. Euro)
- Jahresergebnis nach Steuern: 6,4 Mio. Euro (Vorjahr: 2,7 Mio. Euro)
- Operatives Ergebnis (EBITDA): 21,9 Mio. Euro (Vorjahr: 15,5 Mio. Euro)
- Eigenkapital: 9,2 Mio. Euro (Vorjahr: 2,7 Mio. Euro)
- Zinstragendes Fremdkapital: 19,9 Mio. Euro (Vorjahr: 22,9 Mio. Euro)