Seit 1931 in Köln und der 1.000.000 Ford Fiesta waren für uns Anlass mit dem Vorsitzenden der Ford-Geschäftsführung, Bernhard Mattes, ein Interview zu führen. Bernhard Mattes, 54, ist verheiratet, hat zwei Töchter und man sieht in regelmäßig bei den FC-Spielen Wechselbäder der Gefühle erleben.
CityNEWS: Wikipedia verrät, Sie seien Fan des 1. FC Köln. Zugegeben heikle Frage: was erhoffen Sie sich nach den Vorkommnissen der letzten Wochen für die nächste Saison?
Bernhard Mattes: Der 1. FC kämpft nicht mehr gegen den Abstieg, sondern der Traditionsverein etabliert sich auf einem guten Mittelplatz der Tabelle und baut Schritt für Schritt diese Position aus und klettert weiter nach oben – das ist mein Wunsch für die kommende Saison.
CityNEWS: Seit 80 Jahren ist Ford in der Domstadt, Sponsor des 1. FC Köln, Wagenlieferant im Karneval. Wie wichtig ist Köln für Ford, und wie wichtig ist Ford für Köln?
Bernhard Mattes: Köln und Ford – das ist eine gute und gewachsene Beziehung. Ford steht zu den Menschen in dieser Stadt und der Region. Vielfältig und liebenswert sind zwei Begriffe, die mir dazu einfallen. Vielfältig wie die Stadt ist auch Ford mit seinen Beschäftigten aus mehr als 50 Nationen, die friedlich miteinander zusammenarbeiten. Liebenswert ist das rheinische Brauchtum mit dem Karneval, den wir gerne als Premiumpartner mit unseren Fahrzeugen mobil machen.
CityNEWS: Für die erfolgreiche deutsche und europäische Geschäftsentwicklung bei Ford sind Sie vom ADAC zur „Persönlichkeit 2011“ ernannt worden. Wie bewerten Sie solche Auszeichnungen?
Bernhard Mattes: Das ist eine ehrenvolle Auszeichnung, die gleichermaßen und selbstverständlich auch die Leistung und das Engagement der Ford-Beschäftigten mit einschließt. Durch den Einsatz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ihre Ideen hat sich Ford im harten Wettbewerb gut positioniert. In Europa konnte sich die Marke Ford seit geraumer Zeit auf dem 2. Platz aller Automobilhersteller etablieren.
CityNEWS: Der weitere Erfolg von Ford wird auch davon abhängen, wie gut neue Technologien umgesetzt werden. Der Elektro-Focus für Europa wird in Saarlouis von den Bändern rollen. Wie wichtig ist die Entscheidung für den Standort für die weitere Entwicklung von Ford in Deutschland?
Bernhard Mattes: Als Stammwerk der Ford Focus-Modellfamilie hat der Standort Saarlouis besonders gute Chancen, in der Zukunft auch den Elektro-Focus zu produzieren. Dieses Fahrzeug wird übrigens schon im kommenden Jahr in Deutschland auf den Markt kommen.
CityNEWS: In welche Techniken und Entwicklungen investiert Ford momentan, um auch zukünftig in der Erfolgsspur zu fahren?
Bernhard Mattes: Wir fahren da absolut mehrspurig und investieren sowohl in die Optimierung der herkömmlichen Benzin- und Dieselmotorentechnologien als auch in die Entwicklung der Elektro-Mobilität. Ein Beispiel für unsere Investition am Standort Köln sind unsere Aufwendungen für die Produktion des verbrauchs- und emissionsarmen Ecoboost-Dreizylinder-Motors, der ab Mitte Oktober im Kölner Motorenwerk gebaut wird. Alleine für die hochmodernen Produktionsanlagen wenden wir 140 Millionen Euro auf. Damit sichern wir mindestens 800 Arbeitsplätze.
Bernhard Mattes: “Das Markengesicht prägt sich ein und ist wichtiger Beitrag zur weltweiten Positionierung der Marke Ford.”
CityNEWS: Das Design-Zentrum in Merkenich wird erweitert und soll Ende des Jahres fertig sein. Es ist die Kreativschmiede für die kleinen und mittleren Modelle weltweit. Das moderne Ford kinetic Design ist sicherlich Teil des momentanen Erfolges. Wie genau lässt sich der Erfolg eines Designs planen und vorhersagen?
Bernhard Mattes: Aus genauen Untersuchungen, Befragungen und Gesprächen mit unseren Stammkunden und den potentiellen Kunden beziehen unsere Designer ihr Wissen. Mit dem Ford kinetic Design haben die Designer aus Köln ein unverwechselbares Markengesicht unserer Modellfamilien geschaffen. Es drückt Dynamik und die hohe Qualität unserer Fahrwerke aus: Ford fahren heißt Spaß am Fahren, an der individuellen Mobilität haben. Das Markengesicht prägt sich ein und ist wichtiger Beitrag zur weltweiten Positionierung der Marke Ford.
CityNEWS: Ursula von der Leyens Vorschlag einer Frauenquote von 30 Prozent in Vorständen und Aufsichtsräten ist zwar vom Tisch, aber Daimler will bis 2020 im Management einen Frauenanteil von 20 Prozent schaffen, Ford hingegen verzichtet bewusst auf die Einführung einer solchen Quote. Passt das in die heutige Zeit?
Bernhard Mattes: Ford lehnt eine starre Quotenregelung ab. Stattdessen fördern wir Begabung und Leistung unserer Mitarbeiterinnen. Lassen Sie mich einfach umgekehrt fragen: Wem nutzt eine Quote, wenn die entsprechende Quoteninhaberin die Qualifikation nicht erfüllt?
Beim Design, bei der Ausstattung wird ja immer mehr an die Wünsche und Bedürfnisse der Frauen gedacht. Wie lange braucht denn ihre Frau, bis sie bei einem neuen Modell das Detail entdeckt hat, das einfach nicht zu Ende gedacht ist, das ohne großen Aufwand eine deutliche Verbesserung bringen würde?
Bernhard Mattes: “Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland stellen wir unsere Beschäftigten bei voller Bezahlung zwei Tage im Jahr frei, damit sie sich für soziale Projekte in Köln engagieren können.”
CityNEWS: Wenn Sie aus der langen Fordgeschichte ein Auto aussuchen dürften, welches wäre es, und warum? Und im einem ähnlichen Zusammenhang: Wir vermissen ein Fordmuseum in der Stadt – warum ist es nie dazu gekommen?
Bernhard Mattes: Da fallen mir gleich drei Modelle ein – die legendäre Tin Lizzie (Model T), von der mehr als 15 Millionen Exemplare gebaut wurden. Ein Rekord, der übrigens erst im Frühjahr 1972 eingestellt wurde. Dann der Ford Taunus 17 M, auch “Badewanne” genannt, mit dem eleganten Design und der Ford Capri als sportliches Familien-Coupe. Zu einem Ford-Museum gab es Überlegungen, die aber aus den verschiedensten internen Gründen verworfen wurden.
CityNEWS: Ford spendet für den von Frau Brigitte Christoph geführten KölnBall einen Ford Fiesta. Sicherlich nicht das einzige Socialsponsoring das Ihr Haus betreibt!
Bernhard Mattes: Das ist richtig. Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland stellen wir unsere Beschäftigten bei voller Bezahlung zwei Tage im Jahr frei, damit sie sich für soziale Projekte in Köln engagieren können. Diese Projekte werden in Kooperation mit der Stadt Köln durchgeführt. Seit Mai 2000 haben rund 7.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt 900 Projekte realisiert. Ford ist für dieses Engagement bereits mehrfach ausgezeichnet worden, zuletzt im März 2010 mit dem “Bürgerpreis – Unternehmen engagiert in Köln 2010”.