Die Domstadt ohne Fastelovend ist für jecke Kölner nur schwer vorstellbar. Doch durch die aktuelle Corona-Lage in Köln in diesem Jahr ist dies bittere Realität. Keine Veranstaltungen, keine Konzerte, keine Umzüge und wenn doch, dann “nur” online per Video oder Livestream. Die Stadt Köln hat dazu erst kürzlich die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus deutlich verschärft. Ein umfangreiches Alkoholverbot, Treffen mit anderen Personen – auch im privaten Bereich – sind stark eingeschränkt und von ausgelassenen Feiern ist gar nicht zu denken.
Was zwar für Frust bei Karneval-Fans sorgt, aber sonst eher wenig Auswirkungen hat, geht bei denen, die vom Fastelovend leben, an die Existenz. Denn durch die Ausfälle von Sitzungen, Bällen und Partys sind Bühnenarbeiter, Roadies, Fahrer, Künstler, Tanzgruppen und Spielmannszüge arbeitslos. Und geraten damit vielfach in finanzielle Not.
“Die Boston Consulting Group hat in unserem Auftrag in einer Prognose festgestellt, dass von den üblicherweise rund 600 Millionen Umsatz im Kölner Karneval bei einem kompletten Lockdown etwa 98 Prozent wegfallen werden”, erklärt Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn. “Hinter diesen dramatischen Zahlen verbergen sich jede Menge Einzelschicksale, denn von den Kneipen bis zur Hotellerie, vom Taxifahrer bis zum Bühnenarbeiter sind unzählige Menschen betroffen.”
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UPDATE: Über 1 Millionen Euro an Spenden
Die Spendenaktion hat in der Karnevalssession mehr als eine Million Euro an Spenden gesammelt. Der Spendenstand beträgt am 18.02.2021 insgesamt 1.013.760 Euro. Neben einer ganzen Reihen von Großspendern aus Köln und vielen Spenden aus Karnevalsgesellschaften hat vor allem das Event in der LANXESS arena für einen riesigen Schub für die Aktion gesorgt. Dabei waren insgesamt rund 50 Bands und Redner aus dem Kölner Karneval aufgetreten, um auf die Situation vor allem der Menschen hinter den Kulissen aufmerksam zu machen. Die Zuschauer bedankten sich bei den Akteuren auf der Bühne mit Spenden per SMS oder über die Website. Der Spendenmarathon an Weiberfastnacht erreichte 1,7 Millionen Live-Content-Views bei MagentaTV, im Livestream und auf den verschiedenen Portalen sowie Social-Media-Kanälen, die eine Übertragung ermöglichten.
Nun geht es darum, die Spendengelder zielgenau und unbürokratisch zu verteilen. Darüber entscheidet der unabhängige Beirat aus Matthias Becker (Manager der Bläck Fööss), Bernhard Conin (Geschäftsführer KölnKongress), Barbara Foerster (Leiterin Kulturamt der Stadt Köln), Stefan Löcher (Geschäftsführer LANXESS arena) und Norbert Minwegen (Geschäftsführer der SK Stiftung Kultur).
“Wir haben bereits über 200 Anfragen erhalten, und täglich kommen neue hinzu”, erklärt Bernhard Conin. “Jeder einzelne Antrag wird natürlich sorgfältig geprüft, aber wir wissen auch, dass die Zeit für Hilfen drängt. Deswegen erfolgen die ersten Überweisungen bereits Anfang März.” Sie kommen denen zugute, die in normalen Sessionen den Karneval am Laufen halten und nun in Not geraten sind.
Damit geht die Grundidee der Initiatoren auf: “Mer looße üch nit allein” sorgt unabhängig von staatlichen Hilfen mit dafür, dass trotz der Corona-Pandemie möglichst alle Akteure des Karnevals – egal, ob auf oder neben der Bühne – auch in der kommenden Session noch im Fastelovend aktiv sein können.
Große Spendenaktion mit Livestream
Die Initiative “Nur zesamme sin mer Fastelovend – Mer looße üch nit allein” hat – ganz nach dem diesjährigen Sessionsmotto – Hilfe für Betroffene schaffen wollen. Das Festkomitee Kölner Karneval hat sich mit über 40 Bands und Rednern sowie verschiedenen Partnern aus der Szene zusammengetan. Der Zweck: Möglichst viele Spenden zu sammeln. So soll wenigstens den besonders Betroffenen geholfen werden. Um sicherzustellen, dass die Spendengelder auch dort ankommen, wo sie am dringendsten gebraucht werden, wurde ein Beirat gegründet. Damit wird eine faire und transparente Verteilung sichergestellt.
Besonderer Höhepunkt der Aktion war eine Art Spendenmarathon aus der Kölner LANXESS arena an Weiberfastnacht (Donnerstag, 11.02.2021) sein. Während der Veranstaltung sind Künstler und Bands aufgetreten um so die Initiative zu unterstützen. Natürlich alles coronakonform. Fans konnten das Event zu Hause kostenlos im Livestream verfolgen. Die Moderation übernahmen Guido Cantz und Mirja Boes. Während des Livestreams konnten die Zuschauer kleine Beträge spenden.
Cat Ballou und Kölner Prominente im Video
Die Künstler, die an Weiberfastnacht in der LANXESS arena autraten sowie viele andere Mitstreiter warben zudem in einem Video für die Aktion. Zugleich soll der Clip Mut machen. Zu Cat Ballous “Du bes nit allein” wendeten sich bekannte Prominente, Künstler sowie Präsidenten von Karnevalsgesellschaften an die Zuschauer.
Oliver Niesen, Frontmann von Cat Ballou ist ein Unterstützer der ersten Stunde: “Es ist schon eine seltsame Zeit, das bekommen wir in der Band jeden Tag sehr stark mit – auch wenn es andere härter getroffen hat als uns. Jede Form von Solidarität ist im Moment wertvoll. Wir müssen alle auch mal nach rechts und links gucken, da gibt es viele, denen es schlechter geht als uns. Darum engagieren wir uns für die Aktion.”
Auch Henning Krautmacher, Frontmann der Höhner unterstützt die Initiative: “Im Moment ist noch gar nicht abzusehen, was nach der Pandemie überhaupt noch vom Fastelovend übrigbleibt. Und das meine ich durchaus wörtlich, denn manche Leute aus dem Karnevalsbetrieb müssen jetzt was völlig anderes machen, um ihre Familien zu ernähren. Nicht erst seit dem aktuellen Sessionsmotto wird Zusammenhalt in der Domstadt ganz, ganz großgeschrieben, und deswegen hoffe ich, dass viele Menschen bei der Aktion mithelfen werden.”
Schirmherren leisten Unterstützung
Als Schirmherren fungieren prominente Köpfe, die der Rheinmetropole und dem Fastelovend besonders verbunden sind. Gemeinsam mit Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker engagieren sich so u.a. Bettina Böttinger, Wolfgang Bosbach, Guido Cantz und Christoph Kuckelkorn für die Aktion. Henriette Reker dazu: “So sind wir Kölner: Wenn es ernst wird, sind wir füreinander da. Und leider ist der Karneval in diesem Jahr ziemlich ernst – die Säle und Hallen bleiben leer. Vielen von denen, die sonst dafür sorgen, dass auf der Bühne gelacht und getanzt wird, steht das Wasser bis zum Hals. Daher freue ich mich, dass die Szene aktiv wird und Geld für diejenigen sammelt, die dringend Hilfe benötigen.”
Und es waren bereits große Erfolge vor dem Livestream an Weiberfastnacht zu verzeichnen. “Wir konnten zusammen mit unseren Partnern bereits fast eine Viertelmillion Euro an Spenden für die Menschen sammeln, die in normalen Sessionen ‚Hinger der Britz’ den Karneval auf Laufen halten. Vom Bühnentechniker bis zum Fahrer, vom Roadie bis zur Tanzgruppe”, freut sich Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn. “Das zeigt mir, wie sehr die Menschen in Köln ihren Karneval vermissen und wie sehr sie verstanden haben, dass wir etwas tun müssen, damit auch im nächsten Jahr noch alle Bands und Redner und vor allem deren Mitarbeiter und Helfer noch an Bord sind.”
Kostenloser Livestream an Weiberfastnacht
An Weiberfastnacht (Donnerstag, 11.02.2021) gab es von 10:30 bis 17:00 Uhr einen kostenlosen Livestream aus der LANXESS arena, bei dem die Stars der kölschen Karnevalsmusiker von Bläck Fööss und Höhnern über Cat Ballou und Klüngelköpp bis zu Miljö und Mo-Torresauftraten. Ebenfalls mit dabei waren Redebeiträge von Bernd Stelter, Martin Schopps oder Ingrid Kühne. Der Livestream unter www.nitallein.de und bei MagentaTV konnte kostenlos abgerufen werden und bot die perfekte Gelegenheit zum Spenden. So konnten sich die Kölner an Weiberfastnacht jede Menge jeckes Jeföhl kostenlos ins Wohnzimmer oder ins Home-Office holen und gleichzeitig etwas für Härtefälle aus der vom Ausfall vieler Veranstaltungen betroffenen Karnevalsszene tun.
Diese Künstler waren beim Livestream dabei
Mit beim Livestream dabei waren u.a. folgende Musiker und Bands:
- Bläck Fööss
- Cat Ballou
- Druckluft
- Eldorado
- Funky Marys
- Höhner
- Kempes Feinest
- Klüngelköpp
- Lupo
- Marita Köllner
- Michael Kuhl
- Miljö
- Mo-Torres
- Philipp Godart
- Pläsier
- Rabaue
- Räuber
- Rockemarieche
- Stadtrand
- Stefan Knittler
- Torben Klein
Die Zuschauer durften sich außerdem auf Redebeiträge und Interviews freuen, u.a. mit:
- Barbara Foerster
- Bernd Stelter
- Christoph Kuckelkorn
- dem Kölner Dreigestirn
- Hendrik Biergans
- Herbert Geiss
- Horst Müller
- Ingrid Kühne
- JP Weber
- Jupp Menth
- Markus Krebs
- Martin Schopps
- Micky Brühl
- Micky Nauber
- Prof. Dr. Gerhard Wiesmüller
- Stefan Löcher
- Stefan Wolter
- Thomas Cüpper
- Torben Klein
- Volker Weininger
- Wicky Junggeburth
Das war das Programm zum Weiberfast-Livestream
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