Früher oder später bedrängt fast jedes Kind seine Eltern mit dem Wunsch nach einem Haustier. Und Eltern sollten sich darüber freuen, denn die Beziehung zwischen Kindern und Haustieren hat einen hohen pädagogischen Wert. Wir sagen Ihnen welches Haustier passt und alles was Sie wissen müssen über die tierischen Mitbewohner!
Wünscht sich ein Kind ein Tier, so ist das auch ein Zeichen für seine intakte seelische Entwicklung. Natürlich versprechen die Kleinen, auch ganz bestimmt bei Wind und Wetter stundenlang mit dem Hund Gassi zu gehen oder den Meerschweinchenkäfig sauber zu halten und das Füttern niemals zu vergessen.
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Verantwortung übernehmen
Doch bevor sich die leidgeprüften Eltern ein “ja” entlocken lassen, sollten sie sich darüber im Klaren sein, dass selbst das tierliebendste Kind mit der Versorgung eines Lebewesens überfordert ist und die Verantwortung für das neue Familienmitglied letztendlich bei den Erwachsenen liegt.
“Kinder sehnen sich nach einem Freund und Kuschelpartner und nicht nach dem zu versorgenden Objekt”, weiß Brigitte Stöber-Harries (Pädagogin und Hundeexpertin) aus Hamburg. Auch wenn Kinder gleich in mehrfacher Hinsicht von der Beziehung zu einem Haustier profitieren und Verantwortungsbewusstsein, Kommunikationsfähigkeit, Rücksichtnahme und soziale Kompetenz auf spielerische Art gefördert werden, darf das Haustier nicht darunter leiden, wenn die Kleinen ihre Versprechen am Ende doch nicht einhalten.
Deshalb muss die Anschaffung eines Haustieres wohl überlegt sein und sollte nicht aus einer Laune heraus geschehen. Denn lebendige Tiere sind kein Spielzeug, das man nach kurzer Zeit achtlos in die Ecke werfen kann, sondern fühlende Wesen, für die man über viele Jahre Verantwortung übernimmt.
Vorher genau überlegen und informieren!
Zunächst sollten sich alle Familienmitglieder für die Anschaffung eines Haustieres aussprechen und sich gemeinsam auf ein Tier einigen. Ganz wichtig ist es, vorher mit dem Vermieter abzuklären, ob die Haltung bestimmter Haustiere überhaupt erlaubt ist. Die Haltung von Kleintieren – wie Wellensittiche, Zierfische oder Meerschweinchen – kann vom Vermieter nicht verboten werden, doch bei Hund oder Katze enthalten viele Mietverträge Klauseln, die zu beachten sind.
Mag die Anschaffung eines Tieres auch noch günstig erscheinen, für den Unterhalt läppert sich im Laufe der Jahre einiges zusammen. Kommt der Urlaub und kann das Haustier nicht mitgenommen werden, sollten Freunde oder Verwandte zur Stelle sein, um sich um das Haustier zu kümmern, denn gute Tierpensionen sind rar und häufig nicht billig. Auch der Zeitaufwand ist nicht zu vernachlässigen: Mit Füttern und gelegentlichem Streicheln allein ist es nicht getan. Ein Hund braucht täglich seinen Auslauf; Käfig, Katzentoilette oder Aquarium müssen regelmäßig gereinigt werden und für die Fellpflege, Erziehung und die Beschäftigung mit dem gefiederten oder vierbeinigen Freund braucht es auch Zeit.
Zu klären ist auch, wie lange man sich überhaupt an ein Tier binden möchte. Kleintiere – wie Ratten und Mäuse – werden selten älter als drei Jahre, Kaninchen dagegen können bis zu zehn Jahre alt und Hund oder Katze sogar noch älter werden. Eltern sollten also bedenken, dass sie möglicherweise noch Hunde- oder Katzenhalter sind, wenn der Nachwuchs längst das Haus verlassen hat.
Haustiere sind gut für Kinder
Häufig bauen Kinder eine sehr enge Beziehung zu ihrem Haustier auf. “Es wird zum Freund mit dem man durch dick und dünn gehen kann”, sagt die Pädagogin Brigitte Stöber-Harries. “Dabei ist es dem Hund egal, ob das Kind eine Zahnspange trägt. Die Katze macht auch keine dummen Bemerkungen über ein bisschen Übergewicht und kein Kaninchen hat je nach der Note im letzten Diktat gefragt.”
“Vorschulkinder, die mit einem Haustier aufwachsen, entwickeln sich häufig in ihrer ganzen Persönlichkeit positiver als ihre Altersgenossen ohne Tiere!” weiß auch Professor Reinhold Bergler, Vorsitzender des Forschungskreises Heimtiere. So mancher Computerhocker werde durch das Gassi gehen oder Herumtollen mit seinem Hund zu einem wahren Naturliebhaber. Zudem seien besonders für Stadtkinder Haustiere häufig der einzige Bezug zur Tierwelt.
Kinder lernten schnell auf die Bedürfnisse der Tiere einzugehen und erweiterten so ihre soziale Kompetenz, die auch im menschlichen Zusammenleben letztendlich positiv zum Tragen komme. Nach Ansicht von Stöber-Harries sind Hunde und Kinder sehr verwandte Seelen. “Sie leben im hier und jetzt und kommen sich normalerweise im Spiel nahe und loten ihre Grenzen aus, so dass es ausreicht, wenn die Erwachsenen lediglich als Beobachter dabei sind”.
Welches Haustier ist geeignet?
Häufig neigen Eltern dazu, es zunächst mit einem Kleintier zu versuchen. Es ist in der Anschaffung nicht zu teuer, wird nicht sonderlich alt und erscheint auch vom Pflegeaufwand relativ genügsam zu sein. Davon rät Stöber-Harries eher ab: “Hamster zum Beispiel sind Nachttiere, die tagsüber am liebsten ihre Ruhe haben wollen. Aber auch Kaninchen und Meerschweinchen sind kein Spielzeug, das die Kleinen nach Belieben herumschleppen und knuddeln können.
Vor allem noch sehr kleine oder sehr lebhafte Kinder können im Umgang mit dem Tier auch mal grob werden, so dass der neue Spielgefährte vor lauter Angst bissig werden könnte”. Nach Ansicht der Hundeexpertin eigneten sich Hund oder Katze daher selbst für Kleinkinder weitaus besser. “Die Katze wird sich auf einen Schrank verziehen, wenn es die kleinen Zweibeiner zu arg treiben und der Hund wird schon auf sich aufmerksam machen, wenn die Wasserschüssel nicht gefüllt ist oder notfalls aus der Gießkanne trinken”.
Wie viel Platz braucht das neue Familienmitglied?
Im Zoofachhandel gibt es für Nager und Vögel entsprechende Käfige, trotzdem brauchen die Tiere zusätzliche Auslauf- oder Flugmöglichkeiten in der Wohnung. Kaninchen oder Sittiche können auch im Freien in Volieren oder Gehegen gehalten werden und überstehen bei entsprechender Ausstattung dort auch den Winter. Katzen fühlen sich mit “Freigang” am wohlsten.
Aber es gibt durchaus auch Katzen, die nur in der Wohnung glücklich sind. Diese sollte allerdings “katzengerecht” – mit Kuschelhöhle und Kratzbaum – gestaltet werden. Vorausgesetzt, der Hund bekommt genügend Auslauf, dann ist sein Platzbedarf im Haus oder in der Wohnung gar nicht so groß. Mit einem Körbchen, einer kuscheligen Decke und einem ruhigen Fressplatz sind selbst große Hunde in aller Regel zufrieden.
Krankheiten und Hygiene
Natürlich können Haustiere Krankheitserreger oder Parasiten übertragen. Die beste Vorbeugung ist die regelmäßige Visite beim Tierarzt, um das Tier impfen, entwurmen und mit einem Floh- und Zeckenschutz versehen zu lassen. So können Kinder gefahrlos mit ihrem Liebling schmusen. Selbst wenn das Haustier im Bett des Kindes schläft, besteht dann kein Grund zur Beunruhigung. Vor dem Essen Hände waschen ist völlig ausreichend.
Dennoch sollte sich die ganze Familie gegen Tetanus impfen lassen, denn wird das Spiel mit dem neuen Hausgenossen zu ausgelassen oder fühlt er sich in die Enge getrieben, kann es schon mal zu kleineren Biss- oder Kratzwunden kommen. Der beste Schutz vor solchen Verletzungen ist, dem Kind die Warnsignale der Tiere genau zu erklären und Hund, Katze oder Maus keinesfalls beim Fressen oder Schlafen zu stören. Gerade Kleinkinder stecken gerne mal etwas in den Mund, deshalb sollte bei den Käfigen, beim Katzenklo und bei Futterresten auf größte Hygiene geachtet werden.
Das beliebteste Haustier der Deutschen: Katze
Knapp acht Millionen Stubentiger leben in Deutschen Haushalten, damit ist die Katze das beliebteste Haustier. Sie ist sehr pflegeleicht, denn sie beschäftigt sich stundenlang alleine und muss nicht Gassi geführt werden. Mit ihrem weichen Fell und dem Schnurren sind Katzen ideale Schmusepartner. Aber sie sind auch sehr eigenständig, deshalb müssen Kinder lernen, wann sie die Samtpfote in Ruhe lassen müssen, sonst kann es schon mal einen Kratzer geben. Die Kosten für eine Katze belaufen sich im Monat auf rund 30 Euro (Futter) und 20 Euro Tierarztkostenrücklage. Versichert sind Katzen in der Familienhaftpflichtversicherung. Stubentiger können bis zu zwanzig Jahre alt werden.
Der beste Freund des Menschen: Hund
Mit mehr als fünf Millionen Tieren, folgt der Hund auf Platz zwei der Beliebtheitsskala. Ein Hund macht viel Arbeit und braucht eine Menge Zeit: Täglich zwei bis drei Stunden Auslauf sind das Minimum – bei Wind und Wetter. In vielen Bundesländern ist neben der Hundesteuer auch der Abschluss einer Tierhalter-Haftpflichtversicherung vorgeschrieben. Damit das gemeinsame Leben mit dem Vierbeiner möglichst problemlos verläuft, empfiehlt sich der Besuch einer Hundeschule, um die Grundkommandos zu erlernen.
Andererseits sind Hunde ideale Partner für Kinder. Sie sind anhänglicher als andere Haustiere und haben in aller Regel immer Lust zum Spielen. Die monatlichen Kosten für einen Hund belaufen sich – je nach Größe – auf mindestens 50 Euro (Futter), 20 bis 30 Euro Tierarztkostenrücklage, fünf bis zehn Euro Versicherung. Hinzu kommen Investitionen für Körbchen, Näpfe, Leine und Halsband sowie die Ausbildungskosten (Hundeschule Grundkurs ab 150 Euro). Hunde können – je nach Größe – bis zu 15 Jahre alt werden.
Gefiederte Freunde: Vögel
Wellen- und Nymphensittiche werden mit viel Geduld handzahm. Wie alle Ziervögel sind sie Schwarmtiere und sollten keinesfalls allein gehalten werden. Kleinere Kinder finden Vögel meist weniger interessant als Tiere, die man kuscheln kann, daher eignen sie sich eher für Teenager. Bei der Haltung auf einen ausreichend großen Käfig achten und den Tieren täglich Freiflug gewähren. Die monatlichen Kosten für zwei Sittiche belaufen sich auf rund 15 Euro. Sittiche können zehn bis 15 Jahre alt werden.
Einfach putzig: Kaninchen und Meerschweinchen
Entgegen landläufiger Meinung sind Kaninchen und Meerschweinchen eher ungeeignet für kleine Kinder. Die wenigsten mögen das Hochheben (Beuteverhalten) und auch das Herumtragen ist ihnen eher unangenehm. Die meisten handelsüblichen Käfige sind zu klein. Pro Tier rechnet man einen Platzbedarf von zwei Quadratmetern.
Auch die Hoppler werden am liebsten paarweise gehalten, ideal sind ein kastriertes Männchen und ein Weibchen. Ansonsten sind die Tiere recht pflegeleicht, Kaninchen können sogar stubenrein werden. Während die Lebenserwartung von Kaninchen bei bis zu zehn Jahren liegt, werden Meerschweinchen fünf bis sechs Jahre alt. Die Kosten für Futter, Streu und Tierarztkostenrücklage belaufen sich pro Tier auf zehn bis 15 Euro im Monat.
Zahm und verspielt: Mäuse und Ratten
Mäuse und Ratten werden meistens sehr zahm und sind nette Spielkameraden. Allerdings werden sie kaum älter als zwei Jahre, weshalb Tränen fast schon vorprogrammiert sind. Die Nager sind relativ unkompliziert und benötigen neben Versteckmöglichkeiten im Käfig nur Wasser, Körnerfutter, etwas frisches Obst oder Gemüse und etwas zum Knabbern. Ratten und Mäuse sind absolute Gruppentiere und verkümmern in Einzelhaft. Die monatlichen Kosten für zwei Nager belaufen sich auf zehn bis 15 bis 25 Euro.
Gehören nicht ins Kinderzimmer: Hamster
Auch wenn Goldhamster und andere Vertreter ihrer Art genügsame und unkomplizierte Haustiere sind, gehören sie nicht ins Kinderzimmer. Sie sind nachtaktiv und lassen sich tagsüber nur selten blicken. Für Kinder, die mit den kleinen Einzelgängern spielen wollen, sind sie daher nichts. Mit monatlich zehn Euro sind in aller Regel alle Kosten abgedeckt.
Wer schwimmt denn da: Fische
Fische gelten als relativ pflegeleicht, denn sie benötigen außer sauberem Wasser und regelmäßigem Futter keine Ansprache. Die Reinigungsintervalle für das Aquarium lassen sich zudem durch Filter und Reinigungsautomaten verlängern. Dennoch braucht es gewisse Kenntnisse, damit die Wasserbewohner möglichst lange leben. Deshalb sollte man sich vor der Anschaffung zunächst in einem Zoofachgeschäft mit guter Aquaristik-Abteilung beraten und bei der Einrichtung eines Aquariums helfen lassen. Die Kosten für ein Einsteigermodell mit Pflanzen und Fischbesatz beginnen bei 100 Euro.