Der Bundesvorsitzende des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) Prof. Dr. Frank Überall mit einem Kommentar zur aktuellen Corona-Lage in Köln.
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Covid-19 heißt dieses hinterhältige Virus, das uns nun schon seit Langem im Atem hält. Wobei, darf man in diesem Zusammenhang das sprachliche Bild mit dem Atem eigentlich noch verwenden? Wie auch immer: Die Zahl in der medizinischen Bezeichnung steht dafür, dass das Virus erstmals Ende 2019 aufgetaucht ist. Als im darauffolgenden Frühjahr die ersten Nachrichten kamen, Corona könne sich zur Pandemie ausweiten, haben wir uns alle nicht vorstellen können, was das für unser Leben und unsere (Stadt-)Gesellschaft bedeutet. Nun, wir sind umfassend eines Besseren (oder eher: viel Schlechteren) belehrt worden. Jetzt aber muss es darum gehen, aus dem Geschehenen zu lernen.

Vieles hat gut funktioniert, anderes weniger

Die Kölner Stadtverwaltung hat vieles geleistet, was uns Respekt abverlangt. Innerhalb kurzer Zeit wurde in den Messehallen ein Impfzentrum aus dem Boden gestampft. Selbst die bürokratische Abwicklung hat ganz überwiegend richtig gut funktioniert. Die Krankenhäuser haben Großartiges geleistet und viele Menschen gerettet. An anderen Stellen war man weniger erfolgreich. Das Gesundheitsamt litt irgendwann unter Personalmangel, die Abläufe mussten sich der Pandemie erst einmal umständlich anpassen.

Und wenn es um Ge- oder Verbote ging, hat es so mittel geklappt mit ihrer Kommunikation und Durchsetzung. Wochenlang galt beispielsweise ab Ende 2021 auf einigen Straßen wieder eine Maskenpflicht. Das verkündete man zwar im städtischen Amtsblatt, bei den Bürgerinnen und Bürgern angekommen ist es damals aber nicht. Erst Wochen später hängte man Hinweisschilder auf, Kontrollen waren nicht wirklich wahrzunehmen. Kurze Zeit später waren die meisten Schilder zerstört oder gestohlen, die fortgeltende Maskenpflicht entwickelte sich zur fortwährenden Farce.

Frank Überall: Kein Durchwurschteln mehr

Mit dem zunehmenden sommerlichen Sonnenschein werden die Einschränkungen im öffentlichen und persönlichen Leben wieder weniger. Aber die Gefahr, dass im Herbst oder Winter eine neue Welle, eine weitere Mutation oder irgendwann sogar ein anderes Virus uns alle bedroht, ist nicht von der Hand zu weisen. So, Köln: Die Sommerpause muss im Rathaus dieses Jahr leider ausfallen. Jetzt müssen Pläne gemacht werden, die trag- und zukunftsfähig sind. Das Durchwurschteln darf mehr als zwei Jahre nach Beginn der Pandemie gerne mal ein Ende haben!

Alle relevanten Ämter werden sich daran beteiligen müssen: von den Strukturen und Prozessen im Gesundheitsamt über die Krankenhäuser bis zum Ordnungsdienst. Welche Technik braucht man, um Herausforderungen modern zu bewältigen? Wo kann man Personal zusätzlich einstellen oder nachhaltiger qualifizieren? Wie ermutigen wir trotz enormer Arbeitsbelastung und Verantwortung Menschen, im öffentlichen Dienst weiterhin ihr Bestes zu geben und nicht in andere Wirtschaftsbereiche abzuwandern? Wann sind Verbote überhaupt nötig, und wie macht man sie bekannt und notfalls wie überwacht man sie?

Aus dem Leid der Corona-Pandemie lernen

Versuchen wir alle, aus dem Leid der Pandemie zu lernen! In manchen Bereichen hat das Umdenken längst eingesetzt. So manche fragen sich, ob Außengastronomie auf bisherigen Parkflächen eigentlich wieder verschwinden muss. Das Home-Office wird als sinnvolle Ergänzung zur Arbeit in Präsenz gesehen. Zugleich haben wir aber auch erfahren, dass es wichtig ist und bleibt – beziehungsweise wieder werden muss –, zueinander zu finden, sich von Angesicht zu Angesicht zu sehen, miteinander zu sprechen. Gerade wenn es um die Zukunft unserer Stadt und ihrer Gesellschaft geht, müssen und können niederschwellig viele eingebunden werden.

So, Köln! Jetzt kommt es darauf an, die Ärmel wieder hochzukrempeln und das Beste aus der Situation zu machen. Und irgendwann, wenn der ganze Corona-Wahnsinn mal vorbei ist, darf es auch wieder eine entspannte Sommerpause geben.

Gastautor Prof. Dr. Frank Überall lebt als freier Journalist in Köln. Er berichtet unter anderem für den WDR und die ARD, lehrt an der HMKW Hochschule für Medien, Kommunikation und Wirtschaft in Köln Journalismus und Sozialwissenschaft und ist Bundesvorsitzender des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV). Als Autor politischer Sachbücher ist Frank Überall Mitglied in der Schriftstellervereinigung.


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