Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker befindet sich derzeit in einer Ausnahmesituation. Es gilt, in der aktuellen Coronakrise einen kühlen Kopf zu bewahren und gleichzeitig Wahlkampf zu betreiben mit Blick auf die Kölner OB-Wahl. CityNEWS traf Henriette Reker in ihrem Wahlbüro mitten in der Kölner Altstadt zum Exklusiv-Interview.
Inhaltsverzeichnis
- Zwischen Corona und Wahlkampf: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker im CityNEWS-Interview
- Corona-Zeit hat Kölner Stadtverwaltung einen Digitalisierungschub gegeben
- Köln hat massiv unter der Corona-Krise gelitten
- Betroffene Kölner Kulturbetriebe sollten das Gespräch mit der Stadt suchen
- Hybride Messen und Konzerte erschließen neues Publikum
- Henriette Reker: Ich will keine Spielverderberin sein, aber …
- Die Situation ist schwierig, aber notwendig!
- Ein temporärer Corona-Biergarten zur Entzerrung von Party-Hot-Spots
- Karneval wird in diesem Jahr wohl anders gefeiert werden müssen
- Die Höhen und Tiefen in der Amtszeit von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker
- Henriette Rekers “Kölnplan” für die Zukunft der Domstadt
Zwischen Corona und Wahlkampf: Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker im CityNEWS-Interview
CityNEWS: Wir haben Sommerferien. Ist Urlaub für Sie in der Corona- und Wahlkampfzeit überhaupt drin?
Henriette Reker: Wir haben die Pandemie noch lange nicht überstanden. Trotz der vielen Lockerungen, die es richtigerweise gibt, muss jede und jeder von uns das Erlernte, also Abstands – und Hygieneregeln, weiterhin beachten. Die Stadt Köln hat viele Finanzhilfen angestoßen, um zu unterstützen, zum Beispiel für Kulturschaffende und Klubkultur, aber auch für Sportvereine. Die Elternbeiträge für Kindertagesstätten haben wir erlassen ebenso die Abgaben für Außengastronomie. Weil sich die Lage täglich ändert, wird es für mich nur einige wenige Ferientage geben. Mir ist das sehr wichtig, dass wir die Erfolge, die wir haben, nicht gefährden, weil einige zu leichtsinnig sind.
CityNEWS: Corona hat uns alle sehr herausgefordert und zu neuen Lösungen gezwungen. Sie selbst mussten in Quarantäne und haben die Amtsgeschäfte 14 Tage lang von zuhause aus bewältigt. Wie war das für Sie?
Henriette Reker: Es ging besser, als ich zunächst erwartet hatte. Ich musste natürlich schnell feststellen, dass das gemeinsame Arbeitszimmer von mir und meinem Mann zu klein ist, um den ganzen Tag dort zu verbringen. So bin ich auf den großen Esstisch ausgewichen. Dort habe ich die ganze Technik platziert. Das ging gut.
Corona-Zeit hat Kölner Stadtverwaltung einen Digitalisierungschub gegeben
CityNEWS: Was waren die besonderen Herausforderungen?
Henriette Reker: Ich bin ein hohes Arbeitspensum gewöhnt, dabei ist es aber eine große Entlastung, Kolleginnen im Vorzimmer zu haben, die die Anrufe strukturieren. Das fiel alles weg. Was ich persönlich sehr ermüdend fand, waren die stundenlangen Telefonkonferenzen. Mit Videokonferenzen dagegen bin ich sehr gut klargekommen.
CityNEWS: Welches Fazit ziehen Sie aus der Zeit?
Henriette Reker: Auf jeden Fall hat die Situation der Verwaltung einen Digitalisierungsschub gegeben. Und mir persönlich auch. Ich denke da zum Beispiel an die Livestreams: Da muss man sich ja so einrichten, dass im Hintergrund alles ruhig ist und nicht ständig jemand – in diesem Fall mein Ehemann – durchs Bild läuft. (lacht) Sowas muss man halt lernen.
CityNEWS: Viele Mitarbeiter der Stadtverwaltung haben ebenfalls im Homeoffice gearbeitet. Wäre das ein denkbares Konzept für die Zukunft?
Henriette Reker: Wir haben die Homeoffice-Plätze um mehrere Tausend hochgefahren. Und ich habe in Auftrag gegeben, dass nach der Sommerpause jedes Amt über seine Erfahrungen mit Homeoffice berichten soll. Dann können wir sehen, wo es gut funktioniert hat und wo nicht so gut. Es kommt immer auf die Struktur des jeweiligen Amtes an, aber eben auch auf die Mentalität der Mitarbeiter. Einige schätzen das Büro und den Austausch mit den Kollegen sehr und brauchen das auch.
CityNEWS: Wie viele der städtischen Angestellten waren denn im Homeoffice?
Henriette Reker: Ich denke, am Ende waren es rund 10.000 von mehr als 21.000 Kolleginnen und Kollegen.
Köln hat massiv unter der Corona-Krise gelitten
CityNEWS: Durch die Corona-Pandemie muss eine Millionenstadt wie Köln sicher über weit mehr als Arbeiten im Homeoffice nachdenken. Mit welchen langfristigen Konsequenzen müssen wir alle rechnen?
Henriette Reker: Köln hat massiv unter der Corona-Krise gelitten, wie viele andere Städte auch. Ich denke allein daran, dass keine Großveranstaltungen mehr durchgeführt werden können. Ich denke an die Messe, ich denke an die LANXESS arena, die wie alle Veranstaltungsbetriebe extrem in Mitleidenschaft gezogen worden sind.
Ebenso schlimm ist es für die Gastronomiebetriebe, die nicht nur eine ganze Zeit geschlossen waren, sondern auch jetzt noch nicht – wie gewohnt – öffnen können, weil sie ja nicht so viele Gäste bedienen können wie sonst. Unsere Wirtschaft leidet insgesamt sehr. Es gibt keine Transportketten mehr, so wie üblich. Zulieferer funktionieren nicht, das heißt man kann manche Produkte gar nicht erstellen. Das heißt auch, dass mittelständische Unternehmen leiden. Dann gehen die ganzen mittelfristigen Investitionen zurück. Da hängt eine ganze Menge für unsere Wirtschaft dran.
Betroffene Kölner Kulturbetriebe sollten das Gespräch mit der Stadt suchen
CityNEWS: Besonders betroffen sind ja auch Kunst und Kultur: Schreckensszenarien wie Schließungen von Kultbetrieben stehen im Raum. Mit welchen Hilfen von Seiten der Stadt können gerade “nicht institutionelle” Stätten rechnen und wann? Andererseits ist der Ruf als Kulturstandort in Gefahr, mit dem die Stadt ja wirbt.
Henriette Reker: Das stimmt, diese Branche ist besonders gebeutelt. Köln ist eine Kulturmetropole. Kultur ist die Seele unserer Stadt. Das muss man unterstützen. Wir haben von Anfang an überlegt, was wir tun können, besonders für die freie Szene. Die institutionelle Kultur ist ja verankert als Teil der Stadt Köln. Dort gibt es auch Kurzarbeit jetzt, aber kein existentielles Problem.
Anders ist es bei den Musikclubs, den Freien Theatern und auch den Solokünstlern. Für diese Gruppe gibt es unter anderem das Problem, sich in einem Dschungel an Förderungen von Bund, Land und Stadt zurechtzufinden. Da würde ich mir wünschen, dass sich die Künstler noch gezielter an unsere Wirtschaftsförderungsgesellschaft wenden, um sich kompetent beraten zu lassen. Es gibt auch das Kulturamt, wo viele Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Wir haben bei der Stadt auch eine Stabsstelle Events, auch die ist ansprechbar. Viele Betroffene sind überfordert, sie sollten das Gespräch mit uns suchen.
Hybride Messen und Konzerte erschließen neues Publikum
CityNEWS: Können Sie noch weitere Zahlen nennen?
Henriette Reker: Wir haben einen Fonds aufgelegt bei der Stadt Köln in Höhe von drei Millionen Euro für Kulturschaffende, die geplante Projekte nicht mehr durchführen konnten. Das Land NRW hat schon am Anfang der Pandemie fünf Millionen für die finanzielle Unterstützung von Künstlern bereitgestellt, die schnell verbraucht waren. Dann wurden vom Land weitere 157 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Es ist eine Aufgabe, den richtigen Fördergeber für sich zu finden und wie lange das Geld reicht, um die schlimmsten Härten abzufedern, kann niemand von uns sagen, weil das natürlich von der Dauer der Pandemie abhängt.
CityNEWS: Welche Entwicklungen beobachten Sie in der Kulturszene?
Henriette Reker: Ich finde es sehr beeindruckend, welche Kreativität durch die Krise geweckt wurde. Ich denke nur an die vielen Konzerte, die jetzt im Internet ablaufen. Inklusive Ticketing. Ich glaube übrigens, dass das unsere Zukunft sein wird. Wir werden genauso hybride Messen wie hybride Konzerte haben. Ich persönlich finde das gut, denn in meinem Alter geht man jetzt nicht mehr regelmäßig auf Konzerte oder in Musikclubs, trotzdem finde ich das super interessant. Ich denke, dadurch können sich Veranstalter ein ganz neues Publikum erschließen.
CityNEWS: Jede Krise birgt auch Chancen. Welchen positiven Effekt wünschen Sie sich?
Henriette Reker: Ich hoffe sehr, dass die gesellschaftliche Anerkennung für bestimmte Berufe gestiegen ist. Ich spreche von Pflegeberufen, aber auch von denjenigen, die dafür gesorgt haben, dass die Supermarktregale immer gefüllt waren oder die Paketdienstzusteller. Ohne die wären wir alle nicht zurechtgekommen. Als Wertschätzung nützt zwar abendliches Klatschen ein bisschen, aber mehr würde es nützen, wenn das Geld entsprechend fließen würde.
Henriette Reker: Ich will keine Spielverderberin sein, aber …
CityNEWS: Was bewegt Sie persönlich am meisten?
Henriette Reker: Ich war zum Beispiel sehr bedrückt, beim Fußball-Frauenpokalfinale Ende Mai in ein leeres RheinEnergieSTADION zu kommen. Da war ja kein Publikum. Sonst ist seit Jahren immer gutes Wetter an dem Tag, auf der Jahnwiese ist viel los. Tausende von Menschen feiern dort und machen zusammen Sport. Das fiel alles weg.
Ich denke auch an Köln als Messestadt. Zu den Messen kommen jährlich weit über zwei Millionen Besucher in unsere Stadt. Diese Veranstaltungen gibt es jetzt nicht, weil die Aussteller derzeit zurückhaltend sind. Ich freue mich aber auf die erste digitale gamescom, die ab 27. August 2020 stattfindet. Das ist etwas Besonderes. Auch das wird dieses Jahr ganz anders sein als üblich. Sonst kommen ja Tausende von jungen Menschen in die Stadt und auf die Ringe. Es ist traurig, dass wir das dieses Jahr nicht erleben werden.
CityNEWS: Wie ist Köln auf eine 2. Welle vorbereitet? Welche Erkenntnisse wurden durch den Lockdown mit allen Konsequenzen gewonnen?
Henriette Reker: Trotz aller Lockerungen ist es wichtig, dass wir uns an die Regeln halten. Ich erlebe das zum Beispiel im Rathaus täglich. Da wird ja nun die Hochzeit wieder gefeiert. Ich will auch keine Spielverderberin sein, aber ich gehe dann doch immer wieder mal hinunter auf den Alter Markt und erinnere die Beteiligten daran, dass sie die Verantwortung für die Hochzeitsgesellschaft haben.
Ich kann verstehen, dass man sich da gerne in den Arm nehmen will, aber es ist für uns alle wichtig, dass wir uns in dieser Stadt auch weiter auf eine erstklassige medizinische Versorgung verlassen können. Das ist eben nicht der Fall, wenn zu viele Corona Erkrankte die Intensivbetten brauchen. Dann ist unter Umständen auch kein Intensivbett mehr frei, wenn ein schwerer Unfall passiert. Das heißt, es kann jede und jeden von uns treffen. Und deshalb tragen wir auch alle die Verantwortung dafür, dass die Infektionszahlen niedrig bleiben.
Die Situation ist schwierig, aber notwendig!
CityNEWS: Inwieweit fühlten Sie sich durch das Verhalten der Bürgerschaft während der Pandemie unterstützt? Was lief gut, wo hat es gehakt?
Henriette Reker: In Köln hat das bisher sehr gut funktioniert. Wir konnten ja sogar viele europäische Patienten aufnehmen und hier behandeln. Es war klar: jedes freie Bett, das wir hier nicht brauchen, wird mit einem anderen Europäer belegt. Insgesamt haben die Bürgerinnen und Bürger super mitgemacht. Es gab anfangs eine Situation – ich war noch in Quarantäne – da gingen die Kölnerinnen und Kölner mitunter doch sehr locker mit der Situation um. Aber dann habe ich sehr deutliche Worte gefunden.
Insgesamt haben sich viele Menschen sehr schnell an die Regeln gehalten und tun es immer noch. Ich fahre ja regelmäßig am Aachener Weiher vorbei und schaue mir das an. Die Leute sitzen dort, aber eben mit Abstand. Das ist schwierig, ich weiß das, das finde ich persönlich auch. Aber es ist notwendig!
CityNEWS: In den Abendstunden halten es viele Kölner mit dem Abstand nicht mehr so genau. Erinnern wir uns nur an die Räumungen in der Schaafenstraße am eigentlich abgesagten CSD-Wochenende. Wie reagieren Sie auf die Menschen, die feiern wollen?
Henriette Reker: An diesem Wochenende war das ja zu erwarten, dass viel los sein wird. Ich finde es bedauerlich, wenn das Feiern dann ausufert. Und das ist ja keinesfalls nur dann der Fall. Die Stadt muss reagieren auf die Menschen, die sind ja da und die wollen feiern. Wenn der Ordnungsdienst irgendwo räumt, gehen die Leute woanders hin. Wir müssen mehr Platz schaffen.
Ein temporärer Corona-Biergarten zur Entzerrung von Party-Hot-Spots
CityNEWS: Wie soll das funktionieren?
Henriette Reker: Ich habe mit vielen Menschen Gespräche geführt, die normalerweise nicht zu meinem engeren Gesprächskreis hören, zum Beispiel mit der IG Gastro. Das sind viele junge Leute, von denen ich unglaublich viel gelernt habe. Da haben wir viel auf die Beine gestellt zusammen, zum Beispiel einen Ansprechpartner nur für die Gastronomie aufzustellen beim Ordnungsamt.
Wir haben mit der IG Gastro auch über die Idee eines temporären Corona-Biergartens gesprochen. Das können wir jetzt schnell umsetzen. Es wird einen reinen Entlastungs-Biergarten in den Abendstunden auf einem rund 270 Meter langen Teilstück der Vogelsanger Straße geben. Zu den Bedingungen gehören neben ausreichenden Hygienekonzepten auch notwendige Abfallkonzepte und eine zumindest gut optisch erkennbare Abgrenzung zu den umliegenden Flächen. Die Nachverfolgung der Gäste muss durch entsprechende Erfassung von Namen und Anschrift gewährleistet sein.
Es ist einen Versuch wert. Auf keinen Fall soll durch dieses Angebot ein neuer, zusätzlicher Hot-Spot mit zu engen Abständen zwischen den Feiernden entstehen oder eine neue Party-Meile. Die Lösung darf auch nicht zu neuen Belastungen von Anwohnern führen.
Karneval wird in diesem Jahr wohl anders gefeiert werden müssen
CityNEWS: Viele Karnevalisten befürchten das Schlimmste für die kommende Session. Der “Maskenball” könnte eine völlig neue Bedeutung bekommen. Wie ist hier Ihre Einschätzung: Werden wir ernsthaft Karneval feiern können?
Henriette Reker: Ich kann verstehen, dass das die Kölnerinnen und Kölner umtreibt. Ich bin ja schließlich auch ein Karnevalsjeck. Das Festkomitee Kölner Karneval hat ja schon klargestellt, dass es keine Komplettabsage geben wird. Genauso klar ist aber, dass in dieser Session anders gefeiert werden wird. Hier ist Kreativität gefragt, da bin ich aber bei unseren engagierten Vereinen und Initiativen sehr optimistisch. Wie in den letzten Jahren lade ich viele der Akteure wieder zu einem runden Tisch ein, hier werden wir uns auch Gedanken machen.
CityNEWS: Es steht die OB-Wahl in der Domstadt an. Was braucht Köln in so unsicheren Zeiten?
Henriette Reker: Mit Blick auf die wirtschaftlichen und sozialen Folgen der Pandemie stehen wir vor der größten Herausforderung seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Ich denke, dass die Kölnerinnen und Kölner in dieser Krise Verlässlichkeit und Kompetenz brauchen und Perspektiven, wie wir weiter vorankommen. Ich habe bewiesen, dass die Kölnerinnen und Kölner sich auf mich verlassen können. Gemeinsam kommen wir aus der Krise.
CityNEWS: Es wird ein besonderer Wahlkampf. Können Sie die Situation beschreiben?
Henriette Reker: Es ist wirklich sehr schade, dass ich nicht wirklich vielen Menschen begegnen kann. Ein Wahlkampf ist normalerweise die Gelegenheit, mit Menschen in persönlichen Kontakt zu treten, die ich sonst in meiner Rolle als Oberbürgermeisterin nicht treffen würde. Wir können eben derzeit keine größeren Veranstaltungen machen. Ich hoffe, dass wir Anfang August oder auch Anfang September in einer Situation sein werden, wo noch mehr Lockerungen eingetreten sind. Aber das wissen wir erst, wenn die ganzen Urlaubsrückkehrer wieder da sind. Dann müssen wir auch abwarten, ob die Coronazahlen wieder steigen.
Die Höhen und Tiefen in der Amtszeit von Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker
CityNEWS: In jeder Amtszeit gibt es Höhen und Tiefen! Welche waren das in Ihrer nun fast fünfjährigen Amtszeit?
Henriette Reker: Meine Amtszeit hat schon mit einem Tiefpunkt begonnen. Während der Wahl lag ich im künstlichen Koma. Dann kam quasi direkt die Silvesternacht 2015, eigentlich bin ich aus dem Krisenmodus gar nicht herausgekommen. Der Tod des Kollegen Kurt Braun war der dunkelster Tag meiner Amtszeit. Dass ich jetzt zum Ende meiner ersten Amtszeit die Stadtverwaltung noch durch die Corona-Krise führen musste, passt also in diese ereignisreichen fünf Jahre. Als einen Erfolg verbuche ich den Vergleich zum Einsturz des Stadtarchivs, den ich jetzt endlich erreicht habe. Damit ist die Grundlage dafür geschaffen, diese offene Wunde in unserer Stadt zu schließen. Jetzt können wir endlich die Nord-Süd-Stadtbahn in Angriff nehmen.
CityNEWS: Wie bewerten Sie das Voranschreiten Ihrer Verwaltungsreform bisher? Wie würde es in einer 2. Amtszeit weitergehen?
Henriette Reker: Als ich 2017 die Verwaltungsreform initiierte, habe ich das Ziel ausgerufen, die Verwaltung bis 2022 zur modernsten in der Bundesrepublik zu machen. Das ist ein ambitioniertes Vorhaben, wir sprechen hier immerhin von einem Tanker mit mehr als 21.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Aber wir haben es geschafft, durch gemeinsame Arbeit an Themen und in Projekten eine stärkere Identifikation und Übernahme von Verantwortung zu erreichen.
Bearbeitungszeiten haben sich in vielen Bereichen kontinuierlich verkürzt, auch dadurch, dass wir die Digitalisierung weiter vorantreiben. Insgesamt werden wir 40 Dienstleistungsbereiche bis 2022 digitalisieren. Wichtige Einzelprojekte gehen wir noch in diesem Jahr an, z.B. das Bürgerbüro 2.0 oder ein Innovationsnetzwerk der mittleren Führungsebene, mit dem wir die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dabei unterstützen wollen, Treiberinnen und Treiber von Veränderung und Innovation zu sein. Wir sind auf einem guten Weg und aus einer erfolgreichen Reformstrategie folgt immer eine Innovationsstrategie.
Henriette Rekers “Kölnplan” für die Zukunft der Domstadt
CityNEWS: Warum treten Sie ein 2. Mal an? Was sind Ihre Hauptargumente?
Henriette Reker: Ich kann eine erfolgreiche Bilanz meiner ersten Amtszeit ziehen. In meiner zweiten Amtszeit werde ich Köln zur modernen Metropole weiterentwickeln, die für Innovationen steht, für Vielfalt und wirtschaftliche Stärke. Dafür bedarf es fünf weitere Jahre Kontinuität mit mir an der Spitze unserer Stadt. Rekers Kölnplan, so habe ich mein Arbeitsprogramm genannt, umfasst 11 Perspektiven, unter anderem für Köln als Metropole der besten Bildung, als Mobilitätsmetropole und als Klimametropole.
Ich will, das Köln als Wirtschaftsmetropole ebenso genannt wird wie als Stadt, in der bezahlbarer Wohnraum für alle kein Fremdwort ist. Es gibt konkrete Pläne wie diese 11 Perspektiven mit Leben gefüllt werden. Beispielsweise durch die Investition von mehr als einer Milliarde Euro in die Bildung, ein KVB-Jahresticket für 365 Euro, die Unantastbarkeit der Kölner Grüngürtel, eine Wohnungsbauinitiative und die Förderung der Gründerszene. Und besonders wichtig ist mir: Köln soll weiblicher werden. Dafür brauchen wir auch weiter eine entschiedene Kämpferin für Gleichstellung an der Spitze der Stadt!