Seit 1977 gibt es in Köln ein zentrales Standesamt. Hinter München ist es das zweitgrößte in ganz Deutschland. Angelika Barg ist Leiterin der Kölner Behörde und somit Chefin von 68 Kollegen. Seit 37 Jahren gehört das Thema Hochzeit zu ihrem Tagesgeschäft. Seitdem hat die 61-Jährige viele Tausend Paare getraut.
CityNEWS: Viele reduzieren das Standesamt auf Eheschließungen. Was gehört noch zu den täglichen Aufgaben eines Standesbeamten?
Angelika Barg: Wir beurkunden neugeborene Babys und Sterbefälle, regeln Namensangelegenheiten und Vaterschaftsanerkennungen und stellen Ehefähigkeitszeugnisse und Personenstandsurkunden aus. Als Leiterin der Behörde habe ich natürlich auch administrative Aufgaben.
CityNEWS:Haben Sie mehr Kolleginnen oder Kollegen?
Angelika Barg: Ganz klar sind wir Damen in der Überzahl. Die Quote liegt bei 58 zu 10.
CityNEWS: Wie viele Standesbeamte sind an Spitzentagen im Einsatz – also zum Beispiel am kommenden 18.8.18, einem Samstag?
Angelika Barg: Solche Daten sind natürlich besonders beliebt bei den Paaren. Da kommen wir auf 50 Trauungen am Tag. Ich habe dann zwölf Kollegen im Einsatz und sieben in Rufbereitschaft.
CityNEWS: In Rufbereitschaft? Wird bei Ihnen mit Back-up gearbeitet?
Angelika Barg: Ja, sogar mit doppeltem Back-up. Es kann immer passieren, dass jemand krank wird.
Die beliebtesten Hochzeits-Monate sind von Juni bis September
CityNEWS: Ist schon mal eine Hochzeit wegen Personalmangel ausgefallen?
Angelika Barg: Nein, noch nie.
CityNEWS: Wann heiraten die meisten Leute?
Angelika Barg: Vor 25 Jahren war das noch der Wonnemonat Mai. Heute sind die beliebtesten Monate von Juni bis September.
CityNEWS: Wie viele Trauorte gibt es in Köln?
Angelika Barg: Insgesamt 25.
CityNEWS: Welche sind die beliebtesten Locations?
Angelika Barg: Ganz klar der Turmkeller und die Rentkammer im Historischen Rathaus. Die Kölner legen da großen Wert drauf.
Ein “Nein” vorm Kölner Standesamt
CityNEWS: Was war das kurioseste Erlebnis in Ihrer Laufbahn?
Angelika Barg: Ich habe schon ein Nein-Wort gehört und musste die Amtshandlung abbrechen. Da war ich schon sehr erstaunt.
CityNEWS: Hat die Geschichte ein gutes Ende genommen?
Angelika Barg: Ja, es gab ein Happy End, wenn auch verspätet (lacht).
CityNEWS: Was hat sich an Eheschließungen im Verlauf der letzten drei Jahrzehnte verändert?
Angelika Barg: Ich muss zum Beispiel das Brautpaar und die Gäste darum bitten, vor der Trauung die Handys auf lautlos zu stellen, weil ich sonst Gefahr laufe, ständig unterbrochen zu werden, weil es in den Hosentaschen oder Handtaschen bimmelt.
CityNEWS: Welche Veränderungen beobachten Sie noch?
Angelika Barg: Früher stand die standesamtliche Trauung nicht so im Mittelpunkt, denn es wurde danach ja noch kirchlich geheiratet. Seit Beginn der 90er-Jahre wird aus der standesamtlichen Trauung oftmals ein Event gemacht.
20 Minuten Zeit für eine Trauung im Standesamt Köln
CityNEWS: Wie zeigt sich das?
Angelika Barg: Die Damen kommen im Hochzeitskleid und es ist den Paaren wichtig, persönliche Informationen in die Eheschließungszeremonie einzubauen, also zum Beispiel, wie sie sich kennengelernt haben. Nach der Trauung gibt es häufig einen Sektempfang vor dem Rathaus.
CityNEWS: Werden dadurch die Zeremonien nicht immer länger?
Angelika Barg: Daran hat sich nichts geändert. Bis 20 Minuten pro Paar hat der betreuende Standesbeamte Zeit, die Zeremonie durchzuführen.
Zahlen, Daten und Fakten rund ums Heiraten in Köln
Zahlen, Daten und Fakten rund ums Heiraten in Köln
2016 lebten in Köln 403.060 Verheiratete bei einer Gesamteinwohnerzahl von 1.081.701 Kölnern. In 2017 wurden 6.163 Eheschließungen von Kölner Standesbeamten vollzogen. Im Jahr 2017 gab es:
- 2.066 Goldene (50 Ehejahre),
- 825 Diamantene (60 Ehejahre),
- 199 Eiserne (65 Ehejahre) und
- 19 Gnadenhochzeiten (70 Ehejahre).
In 2018 haben sich bereits 1.600 Paare zu einer Eheschließung angemeldet (Stand: Anfang März 2018). Im Kölner Standesamt werden bis zu 50 Hochzeiten an einem Tag geschlossen.
Die Hochzeit in der Domstadt feiern: Die schönsten Locations zum “Ja”-Sagen in Köln!