So wie sich die Schule in den vergangenen Jahrzehnten gewandelt hat, so hat sich auch in Sachen Nachhilfe einiges geändert. Eigentlich ist der Begriff Nachhilfe negativ belegt. Wer sie benötigt, bekommt schnell den Stempel des Versagers aufgedrückt. Dabei sind die Gründe, diese Unterstützung in Anspruch zu nehmen, mannigfaltig. Versäumter Stoff aufgrund einer längeren Krankheit, Lücken im Stoff durch den Umzug der Familie in ein neues Bundesland mit ganz anderen Lernvorgaben oder eine von Beginn an bestehende Rechenschwäche etwa sind Gründe, eine kompetente Nachhilfebetreuung in Anspruch zu nehmen.
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Trends in der Nachhilfe
Ein Trend in Sachen Nachhilfe, der sich in der jüngeren Vergangenheit abzeichnet, ist die individuelle Förderung. Einzelunterricht wird mehr und mehr nachgefragt, Gruppen sind nur wenige Mann stark und monothematisch angelegt. Das heißt in den Nachhilfeeinrichtungen lernen beispielsweise die Matheschüler mit ihresgleichen, die Fremdsprachler bleiben unter sich und auch die Physik Nachhilfe erfolgt in kleinen Gruppen. Diese individuelle Förderung bzw. Unterstützung kann sich im Übrigen auf einem sehr hohen Niveau abspielen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn sich die Gymnasiastin in Klasse 12 mit einem eigentlich guten Notenschnitt von 2,2 weiter steigern will, um im Hinblick aufs Studium ihren Numerus Clausus zu verbessern.
Eltern sorgen sich um die Bildung ihrer Kinder
Was auch auffällt: Nachhilfe kommt immer früher zum Einsatz. Heute sind schon Grundschüler Teil des “Zweiten Bildungswegs”. Dafür sind ganz unterschiedliche Gründe anzuführen.
- Erstens der eklatante Lehrermangel an den Grundschulen und dadurch bedingte Ausfallstunden. Viele Eltern stellen in Frage, ob Grundschulen unter den genannten Umständen überhaupt noch eine gute Basis für den weiteren Bildungsweg schaffen können.
- Zweitens: Viele Eltern sind der deutschen Sprache nicht derart mächtig, um sie an ihren Nachwuchs weiterzugeben – sie steigen entsprechend früh mit Nachhilfe ein.
- Drittens sind es Faktoren von außen, wie etwa die Trennung der Eltern, die die schulischen Leistungen enorm – und zwar negativ – beeinflussen.
Die bestehenden Probleme bei den ersten vier Schulklassen schlagen natürlich voll auf die weiterführenden Schulen durch. Und diese Probleme sind teils hausgemacht. Da dürfen die Kiddies in den ersten beiden Jahren schreiben wie sie wollen. Die Rechtschreiblotterie verhindert dann, dass eine wirkliche LRS, also Lese-Rechtschreib-Schwäche gar nicht oder viel zu spät erkannt wird.
Wie findet man die passende Nachhilfe?
Wie aber den am besten geeigneten Nachhilfelehrer oder das Institut finden, das einen Schüler wirklich weiter voranbringt? Nun, ähnlich wie bei vergleichbaren Angeboten, etwa Fitnessstudios, geht der Trend hin zu eher kurzfristigen Vertragslaufzeiten und gleichzeitig erweiterten Probezeiten. Das heißt dann, dass man einen Monat oder auch ggf. viermal Leistungen in Anspruch nehmen kann, um herauszufinden ob es “passt”. Und das auch dann ohne weitere Verpflichtungen: sprich keine Kündigung nach dem Probemonat aussprechen zu müssen sowie keinen Vertrag vor dem Ablauf der Testphase zu unterzeichnen. Hat man keinerlei Empfehlungen aus dem Kreis anderer Eltern, sollte man sich durchaus nach der Qualifikation des Lehrpersonals erkundigen.
Nachhilfe ist eine Lernform, die sämtliche Bevölkerungsschichten nutzen. Viele Eltern investieren in zusätzliche Bücher, und egal ob arm oder reich, eine gute Ausbildung ist in der Regel allen etwas wert. Dabei ist diese Lernform auch als eine kurz-, maximal mittelfristige Förderung gedacht. Insofern können auch diejenigen, die nicht über die entsprechenden finanziellen Mittel verfügen, Nachhilfe in Anspruch nehmen.
Inzwischen ist diese Form der Lernhilfe auch Bestandteil des Bildungs- und Teilhabe-Pakets (BuT) der Bundesregierung. Was bedeutet das konkret? Kinder aus sozial schlechter gestellten Familien können Nachhilfe in Anspruch nehmen. Die Kosten dafür werden aus dem BuT erstattet. Diese Fakten werden jedoch eher zurückhaltend kommuniziert, so dass auch die gewöhnlich gut unterrichteten Kreise davon nur spärlich etwas mitbekommen.
Konkrete Unterstützung zur Notenverbesserung
Ob Junge oder Mädchen, Grundschule oder höhere Schularten: Nachhilfe nutzt. Unterschiedliche Studien kommen zwar zu verschiedenen Ergebnissen, die aber im Endeffekt immer die gleiche Aussage geltend machen: Die Noten verbessern sich, und zwar bei der Hälfte der Schüler um eine Note, bei 25 Prozent um bis zu zwei Noten, und bis zu sechs Prozent verbessern sich gar um mehr als drei Noten. Es bleibt ein recht geringer Prozentsatz, der nicht profitiert. Es ist davon auszugehen, dass diese Schüler neben schulischen Problemen weitere “Baustellen” haben, die ein Fortkommen nicht zulassen.
“Fordern heißt Fördern” – ein gern genutztes Bonmot in Sachen Kindererziehung. Am Ende von vier Grundschuljahren wird den Eltern von den Klassenlehrern eine Schulempfehlung gegeben. Die Pädagogen raten zu dem Schulsystem, das am besten für das Kind geeignet ist.
Drei Möglichkeiten tun sich auf:
- Die Eltern folgen dem Rat des Klassenlehrers, der nach vier gemeinsamen Grundschuljahren mehr als fundiert ausfallen dürfte.
- Die Eltern melden ihr Kind eine Schulform tiefer an, um ihm das Leben zu erleichtern.
- Eltern, die den weiteren Weg ihres Kindes mit den größtmöglichen Chancen pflastern wollen, melden zum Beispiel ein Kind mit Realschulempfehlung auf dem Gymnasium an. Dann kann es zu Problemen kommen. Schnell ist der Nachwuchs überfordert, die Lust am Lernen ist dahin, eine Rückstufung kratzt am Selbstvertrauen. Eine Situation, bei der auch die beste Nachhilfe nur schwer greift.