Ein Liebesschloss als Zeichen ewiger Verbundenheit liegt voll im Trend. Besonders an Brücken können sie entzücken. Oder als zu große Last bedrücken.
“Ich bau Dir ein Schloss so wie im Märchen…” – Die Band “Neue Heimat” coverte im Jahre 1981 einen Song von Heintje. Im Zuge der Neuen Deutschen Welle landeten sie damit einen mittelprächtigen Erfolg. Dass viele Jahre später schon ein simples Vorhängeschloss reichen würde, um der Liebsten zu imponieren, konnten die NDWler nicht ahnen.
Angefangen hat es mit den Liebesschlössern wohl in Italien. Laut “Wikipedia” dürften die Absolventen der Sanitätsakademie San Giorgio in Florenz das Copyright für sich in Anspruch nehmen. Sie nahmen am letzten Tag der Ausbildung die Vorhängeschlösser ihrer Spinde und ließen sie ein letztes Mal zusammenklicken. Und zwar an einem Gitter des Ponte Vecchio.
In der Folgezeit führte römische Pärchen der Pfad der Liebe zur Milvischen Brücke. Dort hinterließen sie ihr “lucchetti dell´amore”, so der italienische Name für Liebesschloss. Teil des Brauchs ist es, den Schlüssel auf immer und ewig zu entsorgen. In Rom ist es der Tiber, und in Köln natürlich Vater Rhein, der eine Schlüsselrolle spielt.
Kölns Hohenzollernbrücke in der Vorreiterrolle
Die über ihn hinwegführende Hohenzollernbrücke musste im Jahre 2008 die ersten Schlösser von Verliebten aufnehmen. Sie spielte wohl die Vorreiterrolle in Deutschland. Schnell wurden weitere bekannte Brückenbauwerke in der Republik zum Ziel von Verliebten, Verlobten und Verheirateten.
Inzwischen sind es tausende Schlösser aller Couleur, die Fußgängern und Zugreisenden ins Auge fallen. Die nicht zuletzt von Touristen aus aller Welt unterstützte Aktion wurde selbst zur Touristenattraktion. Eine Attraktion von gewichtigem Ausmaß allerdings. Die Deutsche Bahn als Eigentümer wollte die Liebesschlösser wieder entfernen. Die unnötige Belastung der Brückenkonstruktion wurde als Begründung angegeben. Fanproteste jedoch ließen die Bahn umdenken.
Denn obwohl die Schlösser an der Hohenzollernbrücke geschätzte 26 Tonnen Gewicht bedeuten, fallen diese bei einem Gesamtgewicht von 24.000 Tonnen quasi unter den Tisch. “Wenn man bedenkt, dass teilweise mehrere Züge zeitgleich über die Brücke fahren, ist das Gewicht der Schlösser völlig unproblematisch”, so ein Bahnsprecher. Die Deutsche Bahn achtet darauf, dass die Fußgänger- und Radwege neben der Brücke ohne Einschränkungen benutzt werden können. Auch der Korrosionsschutz wird in regelmäßigen Abständen kontrolliert.
Dabei ist der Gedanke, dass tausende Schlösser für einige Bauwerke eine zu große Belastung darstellen, gar nicht mal so abwegig. Im Sommer 2014 stürzte das Brückengeländer der Pont des Arts in Paris ein. Liebesschlösser mit einem Gesamtgewicht von über 90 Tonnen konnte das Geländer nicht mehr ertragen. Es stürzte auf einer Länge von 2,4 Metern ein, die Brücke wurde vorrübergehend gesperrt.
3.000 Euro Bußgeld drohen in Venedig
Liebesschloss ja oder nein – jede Kommune muss da ihren eigenen Weg im Umgang mit den Liebeszeugen finden. In Rom knickte 2007 eine Straßenlaterne schlossbedingt ein. Worauf hin Bürgermeister Walter Veltroni den Brauch verbieten ließ. Dass die berühmte Rialtobrücke in Venedig für die Schlosser tabu sein sollte, ist verständlich. Die Liebesschlösser, anfangs noch geduldet, wurden entfernt. Wer jetzt beim Anbringen eines Schlosses erwischt wird, darf mit einem satten Bußgeld rechnen. Es können bis zu 3.000 Euro sein. Auch eine Möglichkeit, seiner Geliebten zu imponieren.
In Berlin kommt man vergleichsweise billiger weg. Das unerlaubte Anbringen von Liebesschlössern zählt als Ordnungswidrigkeit. Verwarnungsgelder bis zu 35 Euro können dafür erhoben werden. Gegner der Schlösser führen neben der Gewichtsbelastung auch den schlechten optischen Eindruck an. Zudem kann vorhandener Korrosionsschutz beschädigt werden. Das Entfernen der Schlösser ist der Substanz ebenso nicht gerade zuträglich.
Wegen Liebesschloss hinter Schloss und Riegel
Auch wer Liebesschlösser entfernt, kann mit dem Gesetz in Konflikt geraten. An der Kölner Hohenzollernbrücke stahl ein Mann etwa 50 Schlösser – und wurde erwischt. Sein Pech: Er war bereits vorbestraft, die verhängten drei Monate konnten nicht mehr zur Bewährung ausgesetzt werden. Der Mann landete in Sachen Liebesschloss hinter Schloss und Riegel.