Der Anbau von eigenem Gemüse erlebt eine Hochphase. Doch bevor es an die Ernte des eigenen Gemüses geht, gilt es aus einem unscheinbarem Saatgut eine Pflanze zu ziehen, die irgendwann einmal Früchte trägt. Das ist eine kleine Herausforderung. CityNEWS erklärt Schritt für Schritt wie das Gemüse vorziehen funktioniert und was man beachten sollte!
“Es gibt einige Faktoren, die das gesunde Keimen von Gemüse beeinflussen”, so Kerstin Oldendorf, Gärtnerin im Gemüsebau und seit vier Jahren Teammitglied bei meine ernte. “Entscheidend ist das Pflanzsubstrat, einwandfreies Saatgut, der richtige Zeitpunkt und die örtlichen Rahmenbedingungen für den gärtnerischen Erfolg.
Pflanzen geben uns deutliche Signale, ob die Bedingungen für sie in Ordnung sind, oder ob es ihnen an etwas mangelt. Wenn man gleich zu Beginn die optimalen Bedingungen schafft oder die Zeichen rechtzeitig erkennt, dann steht dem späteren Ernteerfolg nichts entgegen.
Inhaltsverzeichnis
Der perfekte Start zum Gemüse vorziehen
Die Grundlage jeder Pflanze ist zunächst das Substrat, in dem sie heranwächst. So ist es zunächst wichtig, möglichst nährstoffarme Erde, zum Beispiel speziell ausgewiesene Anzuchterde, zu verwenden. Die zarten Wurzeln der Pflanzen dienen nämlich nicht nur der Wasseraufnahme und Stabilität, sie suchen auch aktiv nach Nährstoffen und wachsen zu diesen hin. Nährstoffknappheit beantworten sie mit einem verstärkten Wurzelwachstum, bis die Energie, die sie in Ihrem Saatkorn mit sich tragen, aufgebraucht ist.
Erst dann sollte man die Pflanze in nährstoffreichere Erde umtopfen oder düngen. Diesen Zeitpunkt signalisiert ein Keimling durch seine Farbe. Hier bedeutet ein sattes Grün, dass alles in Ordnung ist. Werden die Blätter mit der Zeit blasser, ist die Pflanze hungrig.
Für den schnellen und unproblematischen Start bieten sich für die Anzucht von eigenem Gemüse Kokosquelltabletten an, die nicht nur leicht zu verwenden und relativ nährstoffarm, sondern auch besonders nachhaltig und ressourcenschonend sind, denn sie verwenden keinen wertvollen Torf. Eine herausragende Eigenschaft ist ihre Wasserspeicherfähigkeit, ohne dabei Staunässe zu bilden.
Einwandfreies Saatgut und der richtige Zeitpunkt
Nicht jedes Gemüse keimt zum gleichen Zeitpunkt, und schon gar nicht, wenn der Gärtner es will. Hier gilt es die Angaben auf den Saatgut-Verpackungen hinsichtlich des Zeitpunktes und der Aussaat-Tiefe sorgfältig zu beachten, um Erfolge zu erzielen. Frühe Sorten, wie etwa die Paprika, Peperoni, Aubergine, Tomate oder Andenbeere (Physalis) starten bereits im Februar, andere, wie zum Beispiel Gurke, Kürbis oder Zucchini möchten erst im April vorgezogen werden.
Andere Sorten sät man direkt in den Garten aus. Hierzu zählt vor allem das Wurzelgemüse, wie Möhren, Rote Bete, Rettich und ähnliche. Hier ist für die Übersicht auch ein Aussaat- und Pflanzkalender sinnvoll, um sich einen Überblick zu verschaffen und die eigene Anzucht zu planen.
Standort, Substrat und Stoffwechsel
Auch das Alter des Saatgutes ist zu berücksichtigen, denn die Keimfähigkeit nimmt bei falsch gelagertem oder altem Saatgut kontinuierlich ab. Frisches Saatgut hingegen weist eine Keimfähigkeit von mehr als 90% auf, was bei der Anzahl der Pflanzen eine Rolle spielt. Tipp: Damit in jedem Töpfchen oder Kokosballen auch wirklich ein Keimling entsteht, sollte man 2-3 Saatkörner auslegen. Sind diese gekeimt, wählt man das kräftigste Pflänzchen aus und lässt es weiterwachsen.
Ein weiterer, sehr wichtiger Faktor ist der Standort, an dem das Gemüse keimen soll. Vor allem hell muss dieser sein, denn Licht ist für den gesunden Stoffwechsel der Pflanzen wesentlich. So bieten sich besonders Fensterbänke mit Süd-Ostlage-Lage an, die im besten Fall nicht unmittelbar über einer Heizung stehen. Zu viel Wärme trocknet schnell das Substrat aus, in dem die Pflanzen wachsen sollen, und es droht ein enttäuschendes Ende durch Vertrocknen.
Die Lichtverhältnisse müssen stimmen
Nicht optimale Lichtverhältnisse beantwortet ein Keimling übrigens mit dem sogenannten “Geilen”. Hierbei versucht die Pflanze mit allen Mittel zum Licht hin zu wachsen, was sie lang und dünn werden lässt. Auf dieser Grundlage wird sie später nur schwerlich einen gesunden Pflanzenkörper ausbilden und schwere Früchte tragen können.
Zudem fehlt es ihr an Kraft, um Krankheiten zu trotzen. Ein langsames und kontinuierliches Wachstum mit wenigen Schwankungen ist hingegen optimal. Wer keine Fensterbank in geeigneter Richtung vorweisen kann, kann sich mit einer speziellen Beleuchtung helfen.
Der Kardinalsfehler bei der Anzucht von eigenem Gemüse ist allerdings eine übertriebene Wassergabe. Solange das Saatgut quillt, um seine Samenhaut aufzusprengen und den Keimprozess zu starten, muss es unbedingt feucht gehalten werden. Hier bietet sich auch eine Abdeckung der Töpfchen an, um der Verdunstung entgegen zu wirken. Zeigt sich jedoch das erste Grün in Form der Keimblätter, hemmt zu viel Wasser die Ausbildung gesunder Wurzeln, man fördert zudem Krankheiten.
Stimmen alle Faktoren, darf sich der angehende Bio-Bauer auf spannende Natur-Beobachtungen auf seiner Fensterbank freuen, die schlussendlich auch zu kulinarischen Genüssen führen werden.
Anleitung: Gemüse vorziehen Schritt für Schritt
- Wählen Sie qualitativ hochwertiges Saatgut aus.
- Geben Sie nährstoffarme Erde oder Kokosquelltabletten in ein Gefäß, das sich zum Vorziehen eignet.
- Füllen Sie das Gefäß nicht bis oben hin mit Erde, sondern lassen Sie einen Gießrand von ca. 1 cm.
- Achten Sie unbedingt auf einen hellen Standort
- Geben Sie nun das Saatgut in die Erde oder in die Tablette: Bringen Sie Samen in etwa so tief in die Erde, wie sie groß sind.
- Bringen Sie dann eine dünne Schicht Substrat über die Samen und drücken Sie die Erde nochmals an. Bei den Kokos-Quelltabletten ist Angießen nicht notwendig, da das Substrat bereits feucht ist.
- Halten Sie das Saatgut feucht, vermeiden Sie jedoch Staunässe.
- Vermeiden Sie nach Möglichkeit Heizungsluft, die Ihre Anzucht schnell austrocknen kann.