Die ballaststoffreichen Flohsamenschalen sind eine beliebte Unterstützung bei Verstopfung, sowie eine kalorienarme Alternative zu Mehl während einer Diät und zum Backen von glutenfreiem Brot. Die in den Flohsamenschalen enthaltenen Ballaststoffe quellen bei Wasserkontakt stark auf. Sie können aber selbst weder verdaut, noch von den Darmbakterien als Präbiotika fermentiert werden.
Der Einfluss von Flohsamen auf die Cholesterin-, Blutzucker- und Blutfettwerte ist eher weniger bekannt, dafür in qualitativen klinischen Studien getestet.
Flohsamenschalen bei hohem Blutzucker
Flohsamenschalen können die Aufnahme von Kohlenhydraten im Darm verlangsamen und dadurch auch den Glykämischen Index der aufgenommenen Nahrung reduzieren. Dadurch werden plötzliche Blutzuckerpeaks minimiert und das Risiko einer Überzuckerung etwas gemindert.
In einer Studie nahmen die an Diabetes vom Typ 2 erkrankten Teilnehmer jeden Tag 16 g Flohsamenschalen ein. Man konnte durch Bluttests einen reduzierten Blutzucker nach einer Mahlzeit feststellen, wenn Flohsamenschalen zuvor mit ausreichend Wasser eingenommen wurden. Vielmehr als das hatten die Diabetiker reduzierte HbA1c Werte. Dabei handelt es sich um ein Protein, das vermehrt bei hohem Blutzucker auftritt, weil es aus einer Verbindung zwischen dem sauerstofftransportierenden Hämoglobin und dem Blutzucker entsteht. Da das HbA1c nur sehr langsam abgebaut wird, ermöglicht es nach der Blutentnahme den Rückblick auf die langfristigen Blutzuckerwerte der letzten zwei Monate. Ein durchwegs erhöhter Blutzucker resultiert somit in einer vermehrten Konzentration des HbA1c. Die Flohsamenschalen reduzierten also sowohl kurz- als auch langfristig die Blutzuckerwerte [1].
Länger andauernder Effekt
Der länger andauernde Effekt ist aus dem längeren Verbleiben der Flohsamenschalen im Verdauungstrakt zu erklären. Zudem scheinen die Ballaststoffe eine gewisse Zeit zum Aufquellen zu brauchen. In einer Studie wurde diese Wirkung verdeutlicht, indem die Teilnehmer vor dem Frühstück 7 g Flohsamenschalen zusammen mit einem halben Liter Wasser tranken. Der Blutzucker Anstieg beim darauffolgenden Frühstück fiel um 14 % geringer aus, bei einem Mittagessen ganze fünf Stunden später sogar um ganze 30 %. Bei der mit einem Placebo versorgten Kontrollgruppe konnte dieser Effekt nicht erzielt werden [2].
Im Idealfall trinkt man die Flohsamenschalen also eine oder zwei Stunden vor der Mahlzeit, hat aber die Wirksamkeit noch weitere Stunden erhalten und kann sie durch eine weitere Einnahme zum Nachmittag oder Abend aufrechterhalten.
Flohsamenschalen sind natürlich kein Ersatz für eine medikamentöse Behandlung und eine Anpassung der Ernährungsgewohnheiten.
Flohsamenschalen reduzieren die Cholesterin- und Blutfettwerte
Die meisten klinischen Studien mit Flohsamenschalen haben sich mit den Auswirkungen auf die Cholesterinwerte beschäftigt. In einer umfangreichen Analyse und Zusammenfassung aller vorliegenden, qualitativ hochwertigen Studien wurde die Reduktion des LDL-Cholesterins durch die Flohsamenschalen um 0,28 mmol/L errechnet. Die dabei notwendige Dosis bewegt sich im Rahmen von 5-20 g Flohsamen täglich, wobei eine höhere Dosis keine Wirkungssteigerung mit sich bringt. Diese zunächst nicht so spektakulär anmutende Reduktion des LDL-Cholesterins reicht bei einem mittelalten Menschen aus, um das Erkrankungsrisiko für Herzerkrankungen um einen Viertel zu reduzieren. Bei einer langfristigen Einnahme von Flohsamenschalen, die über ein Jahr hinausging, sahen die Autoren der Zusammenfassung sogar eine weitere Reduktion der durchschnittlichen LDL-Werte. Diese resultierten in einer kompletten Normalisierung und damit einem deutlich verringerten Erkrankungsrisiko [3]. Erhöhte LDL-Cholesterinwerte stehen im Zusammenhang mit einer Gefäßverkalkung und erhöhtem Sterblichkeitsrisiko.
Eine dreimonatige Studie, in der zusätzlich zum Cholesterinsenker Simvastatin entweder Flohsamenschalen oder ein Placebo eingenommen wurden, konnte ähnliche Ergebnisse liefern. Die Simvastatin Anwender konnten mit einer halbierten Dosis von 10 mg und 15 g Flohsamen eine Senkung des LDL-Cholesterins erzielen, für die sonst 20 mg des Medikaments notwendig waren.
Wahrscheinlich hemmen die Flohsamenschalen die Aufnahme von Fettsäuren im Darm oder bewirken über einen noch nicht bekannten Mechanismus die Senkung der Triglyzeride. Diabetiker, die täglich 15 g Flohsamen verzehrten, konnten ihre Blutfettwerte um nahezu 15 % reduzieren [4].
Fazit
Flohsamen können eine gesunde Ernährung und eine bestehende medikamentöse Therapie unterstützen. Sie stellen jedoch in der Regel keinen Ersatz für diese dar. Sprechen Sie dies am besten mit Ihrem Arzt ab.
- Sierra, M., et al., Therapeutic effects of psyllium in type 2 diabetic patients. Eur J Clin Nutr, 2002. 56(9): p. 830-42.
- Pastors, J.G., et al., Psyllium fiber reduces rise in postprandial glucose and insulin concentrations in patients with non-insulin-dependent diabetes. Am J Clin Nutr, 1991. 53(6): p. 1431-5.
- Wei, Z.H., et al., Time- and dose-dependent effect of psyllium on serum lipids in mild-to-moderate hypercholesterolemia: a meta-analysis of controlled clinical trials. Eur J Clin Nutr, 2009. 63(7): p. 821-7.
- Rodriguez-Moran, M., F. Guerrero-Romero, and G. Lazcano-Burciaga, Lipid- and glucose-lowering efficacy of Plantago Psyllium in type II diabetes. J Diabetes Complications, 1998. 12(5): p. 273-8.