In den letzten drei Jahren war es ruhig geworden um Jürgen Domian. Der beliebte Late-Night-Talker hatte sich nach über 20 Jahren aus gesundheitlichen Gründen von der Nachtarbeit in TV und Radio verabschiedet. Jetzt ist er beim WDR mit “Domian live” wieder im Fernsehen präsent. Warum, was seitdem passierte und wie es weitergehen wird, erzählt er im exklusiven Interview mit CityNEWS.
CityNEWS: Was hast du nach der letzten Sendung am 17. Dezember 2016 gemacht?
Jürgen Domian: Drei Tage später bin ich schwer krank geworden. Ich musste wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus und war erst mal drei Wochen außer Gefecht gesetzt. Von 150 Umdrehungen auf null runterzufahren hat mich einfach umgehauen. Die letzten Monate vor der Abschiedssendung waren wirklich enorm stressig.
CityNEWS: Wie ging es weiter, als du die Lungenentzündung überstanden hattest?
Jürgen Domian: Gleich nach der Genesung bin ich für mehrere Monate mit dem 1LIVE-Format “Domian redet” auf Talktournee durch Nordrhein-Westfalen gegangen. Danach kam die Tour zu meinem Buch “Dämonen”.
CityNEWS: Also keine Auszeit?
Jürgen Domian: Doch. Die kam danach. Ich habe ein Sabbatical über sieben Monate gemacht.
CityNEWS: Wo warst Du?
Jürgen Domian: Ich habe mir in Lappland ein Blockhaus gemietet und war wandern – jeden Tag. Ich habe die Ruhe, das Schweigen und Alleinsein sehr genossen. Ich kam so richtig in die Tiefenentspannung.
Jürgen Domian weint der Nachtarbeit keine Träne nach
CityNEWS: Du hast mit der Nachtarbeit aufgehört, weil dein Biorhythmus total durcheinandergeraten war. Wie lange hat die Umstellung auf ein “normales Leben” gedauert?
Jürgen Domian: Durch meinen Krankenhausaufenthalt war das eher die Holzhammermethode, die bei mir gewirkt hat. In der Klinik kannst Du ja nicht bis mittags schlafen. Danach habe ich noch etwa drei bis vier Monate gebraucht, bis ich ganz angekommen war in einem normalen Tag-Nacht-Rhythmus. Ich genieße das sehr. Der Nachtarbeit weine ich keine Träne nach.
CityNEWS: Was hat sich verändert in Deinem Leben?
Jürgen Domian: Das ganz normale Leben ist zurück. Ich habe alte Freundschaften wiederaufleben lassen und neue Bekanntschaften sind dazugekommen. Für mich ist das der pure Luxus, abends in Ruhe essen gehen zu können oder ins Theater. Ich bin zu Zeiten der Nachtarbeit auch schon mal in der Philharmonie gewesen, aber ich musste nach dem letzten Ton so schnell wie möglich ins Studio hetzen. Jetzt kann ich die Musik viel mehr genießen und sogar nachwirken lassen. Das finde ich toll!
CityNEWS: Hast Du Deine Sendung vermisst?
Jürgen Domian: Das Talken habe ich sehr schnell vermisst. Und somit hat sich die Idee zum neuen Fernsehformat auch konkretisiert. Wegen der Talk-Tournee hatte ich auch nie das Gefühl, so richtig weg zu sein. Mein Wunsch war, das alte Format behutsam weiterzuentwickeln. Das heißt, endlich kann ich meine Gesprächspartner auch sehen und es gibt ein Studio-Publikum. Ansonsten weiß ich, wie beim Late-Night-Talk, rein gar nichts vor der Sendung. Gäste und Themen verrät mir meine Redaktion vorher nicht. Alles live, alles spannend.
CityNEWS: Ist es nicht komisch für Dich, Deine Gesprächspartner plötzlich zu sehen?
Jürgen Domian: Ganz im Gegenteil. Ich finde das toll, denn ich erhalte ja viel mehr Informationen. Wie sieht die Person aus? Was hat sie an? Welche Mimik und Körperhaltung hat sie? Schaut sie mir in die Augen und so weiter. Früher war ich ausschließlich auf akustische Nuancen angewiesen. Wie oft habe ich da gedacht: Wie mag diese Person wohl aussehen?
Positives Feedback zur TV-Sendung im WDR
CityNEWS: Melden sich die Kandidaten freiwillig?
Jürgen Domian: Ja, das ist ein eisernes Gesetz, wie beim Late-Night-Talk damals. Niemand wird von uns recherchiert. Die Redaktion führt dann intensive Vorgespräche. Viele erfahrene Kollegen von früher gehören zu meinem Team.
CityNEWS: Wie war die erste Sendung von “Domian live” für Dich?
Jürgen Domian: Ich gebe zu, dass ich da schon mehr Lampenfieber hatte, als ich das von mir gewöhnt bin. Die zweite Sendung habe ich dagegen schon als sehr normal empfunden. Mein Job ist da derselbe wie vorher.
CityNEWS: Wie waren die Reaktionen auf die erste Sendung?
Jürgen Domian: Atemberaubend positiv. Die Leute haben geschrieben: Super, Du bist wieder da. Und vor allem: Du bist mit einem ähnlichen Format zurück.
CityNEWS: Wie geht es nach der ersten Runde mit vier Sendungen weiter?
Jürgen Domian: Die Sendung wird 2020 fortgesetzt (s. auch letzter Absatz). Darüber freue ich mich sehr. Die Details, ab wann und wie oft, stehen noch nicht genau fest.
Klare Worte vom Late-Night-Talker
CityNEWS: Du bist immer politisch und am Zeitgeschehen interessiert gewesen. Was bewegt Dich gerade besonders?
Jürgen Domian: Die Klimapolitik, der zunehmende Erfolg der Rechtspopulisten, aber auch der Linkspopulisten – und das Drama um meine Partei, die SPD. Zudem werde ich nicht müde, für die Legalisierung der Sterbehilfe zu kämpfen.
CityNEWS: Gibt es etwas, was Dich an Köln so richtig aufregt?
Jürgen Domian: Hier möchte ich das unfassbare Desaster der Kölner Bühnen nennen. Diese endlose Sanierungsgeschichte macht mich fassungslos und wütend. Ich habe mich eingehend mit dem Thema beschäftigt. Wir sind mittlerweile bei über 800 Millionen Euro Kosten angekommen. Und alles ist auf Schlamperei und schlechtes Baumanagement zurückzuführen. Am Ende der Geschichte haben wir noch nicht mal ein schönes Gebäude, wie die Hamburger ihre Elbphilharmonie. Stattdessen werden dort zwei hässliche Klötze stehen, zu denen sicher kein einziger Tourist pilgern wird. Warum nur hat man sich damals nicht für einen architektonisch attraktiven Neubau entschieden?
CityNEWS: Du hast vorhin das Klima angesprochen …
Jürgen Domian: Ja genau. Auf Köln bezogen heißt das: Ich will keine Fahrverbote vor meiner Haustür. Aber warum wird nicht in der gesamten Innenstadt Tempo 30 verfügt? Auf den Ringen klappt es ja. Und dazu Tempo 50 auf Ausfahrtsstraßen. Die Luft würde dadurch schlagartig besser und das Autofahren entstresster. In Aachen läuft das wunderbar. Wieso funktioniert das nicht in Köln? Ich habe bisher noch kein schlüssiges Argument gehört oder gelesen, warum das so nicht gehen soll.
Es geht weiter: Ab 31.01.2020 ist “Domian live” wieder im WDR Fernsehen
Nach dem erfolgreichen Start im November 2019 im WDR Fernsehen macht Late-Night-Talker Jürgen Domian auch 2020 weiter. Ab dem 31. Januar 2020 wird er sich jeden letzten Freitag im Monat von jeweils 23:30 Uhr bis 00:30 Uhr neuen Geschichten öffnen.
Die nächsten Folgen von “Domian live” im WDR Fernsehen:
- Freitag, 31. Januar 2020
- Freitag, 28. Februar 2020
- Freitag, 27. März 2020
- Freitag, 24. April 2020
- Freitag, 29. Mai 2020
- Freitag, 26. Juni 2020
- Freitag, 28. August 2020
- Freitag, 25. September 2020
- Freitag, 30. Oktober 2020
- Freitag, 27. November 2020
Dieser Beitrag wurde am 19.01.2020 aktualisiert.