Im Zusammenhang mit der Realisierung der Archäologischen Zone/Jüdisches Museum ist bei Grabungsarbeiten zur Vorbereitung des Baus des neuen Museums der Boden des spätantiken Statthalterpalastes entdeckt worden. Zum ersten Mal konnten damit Reste des Bodens des Palastes freigelegt werden.
Hinter der Frontmauer zum Rhein ist in lediglich zwei Metern Tiefe der Fußboden der sogenannten “Porticus” des Palastes aus dem vierten Jahrhundert entdeckt worden. Unmittelbar an der renaissancezeitlichen Ratslaube in der Kölner Altstadt ist der außergewöhnliche Befund mit etwa vier Quadratmetern zu Tage getreten: Durch die Zerstörung des Palastes im achten Jahrhundert und durch zahlreiche spätere Eingriffe sind gemessen an den nur minimale Teile des originalen Palastfußbodens erhalten geblieben, der zu rund 99 Prozent zerstört ist. Der mehrfach reparierte Estrich war sehr wahrscheinlich mit farbigem Steinmosaik (Opus Sectile) und Mosaik bedeckt.
Bei den Grabungen der 1950er Jahre des 20. Jahrhunderts unter dem Direktor des Römisch-Germanischen Museums, Otto Doppelfeld, konnte man lediglich die Höhe des Bodens und ein kleines Teilstück erkennen und nun ist erstmalig ein großes Stück gefunden worden, das genauere Untersuchungen erlaubt. Die derzeit noch kleine Sondage erlaubt zwar noch kein abschließendes Urteil, da sich der der Boden noch unter den Rändern fortsetzt. Deutlich zu erkennen ist aber bereits der Ansatz an die repräsentative Fassade des Praetoriums zum Rhein, die mit fast 100 Metern Länge den Monumentalbau begrenzte. Der Leiter des Projektes “Archäologische Zone/Jüdisches Museum”, Dr. Sven Schütte, erwartet in westlicher Richtung noch weitere Bodenteile, die derzeit noch unter dem Pflaster des Rathausvorplatzes verborgen sind.
Das Kölner Praetorium ist einer der größten und repräsentativen Bauten, den die Römer am Rhein errichteten. Es diente als Regierungssitz der Provinz Niedergermanien und wurde mehrfach erneuert. In der letzten Phase des vierten Jahrhunderts wurde dann um ein zentrales Oktogon ein riesiger Bau errichtet, der im Norden und Süden zwei monumentale Apsidensäle besaß. Nach Osten ragte der Bau hoch über die antike Stadtmauer hinaus, nach Westen lag ein ausgedehntes Atrium. Der Bau war üppig mit Marmor, Mosaik und Wandmalerei ausgestattet, von dem sich indes nur kleine Reste erhalten haben.
Nach seiner Zerstörung im achten Jahrhundert entstand über dem Palast ein Kaufleute- und Händlerviertel, aus dem sich später eines der größten jüdischen Stadtquartiere Europas entwickelte.
In der Kölner Altstadt entsteht in den nächsten Jahren eines der bedeutendsten archäologischen Projekte Deutschlands, die ,Zone und das Jüdische Museum, dessen Finanzierung der Rat der Stadt Köln im vergangenen Jahr beschlossen hat und das das Land NRW mit 14,3 Millionen Euro unterstützt. Zusammen mit dem bereits heute begehbaren Praetorium soll an dieser Stelle unter anderem ein insgesamt 1,6 Kilometer langer, unterirdischer Rundgang durch die historischen Funde entstehen.
“Der jetzige Befund wird im Neubau erhalten bleiben und liefert wichtige Informationen über das Aussehen des römischen Palastes”, wie Dr. Sven Schütte, Leiter des Projekts betonte.
Autor: Redaktion/ Stadt Köln/ Ähzebär un Ko e.V.