Auch der Hohe Dom zu Köln steckt mitten im Strukturwandel. Unser Wahrzeichen präsentiert sich im Netz mit einer modernen Homepage und Profilen auf Facebook und Instagram. “Um die Menschen auch im 21. Jahrhundert zu erreichen, müssen wir mit der Zeit gehen”, sagt Dompropst Gerd Bachner im Interview mit CityNEWS.
CityNEWS: Wie digital ist der Dom?
Gerd Bachner: Die offizielle Homepage des Kölner Doms hat im Durchschnitt zwei Millionen Seitenaufrufe pro Monat. Auf Facebook ist der Dom mit über 44.500 Fans sehr beliebt, Tendenz steigend. Auf Instagram haben wir knapp 7.000 Abonnenten. Es ist ein sehr aktiver Kanal mit den meisten Interaktionen und Aufrufzahlen in der katholischen Medienlandschaft bundesweit.
CityNEWS: Die Social-Media-Arbeit ist aufwendig. Wer kümmert sich darum?
Gerd Bachner: Der Kölner Dom hat seit zweieinhalb Jahren eine eigene Social-Media-Managerin. Sie gibt mir jede Woche ein Update und wir besprechen die Inhalte für die jeweils nächsten sieben Tage.
CityNEWS: Der Dom hat auch eine kostenlose App (iOS und Android) – was steckt dahinter?
Gerd Bachner: Hier sind die aktuellen Zeiten für die Gottesdienste zu finden, Führungen und Öffnungszeiten. Sogar die derzeitige Temperatur in und um den Dom wird angezeigt. Wer möchte, kann eine Fürbitte an den Dom senden. Sie wird jeweils am folgenden Freitag in einem Gottesdienst berücksichtigt. Zudem gibt es eine kurze Einführung in die Geschichte des Doms und einen Rundgang zu den bedeutendsten Werken. Die Kunstwerke sind mit einer Fülle von Detailbildern und umfangreichen kunsthistorischen Erläuterungen ausgestattet.
CityNEWS: Kann man über die App auch den neuen 360-Grad-Dom-Rundgang auf dem Smartphone erleben?
Gerd Bachner: Nein, das 360-Grad-Projekt, das in Zusammenarbeit mit dem WDR entstanden ist, läuft derzeit nur über die WDR-Homepage. Eine Verknüpfung mit der Webseite des Doms ist in Arbeit.
Der Kölner Dom im Markenprozess: Beacons statt QR-Code
CityNEWS: Wo wir gerade bei technischen Feinheiten sind: Hat der Dom mittlerweile einen QR-Code?
Gerd Bachner: Diese Technik ist längst überholt. Wir arbeiten schon mit sogenannten Beacons, die an bestimmten Stellen des Kölner Doms passende Informationen an den Smartphone-Nutzer senden. Das neue Projekt mit 15 Stationen geht Anfang des kommenden Jahres an den Start.
CityNEWS: Wie funktioniert das technisch?
Gerd Bachner: Man braucht die Dom-App, um das System nutzen zu können. Damit es im Dom nicht zu laut wird, werden Kopfhörer benutzt.
CityNEWS: Also gibt es dann freies WLAN im Dom?
Gerd Bachner: Nein, das werden wir technisch begrenzen. Der Dom ist kein Spielort und wir wollen hier keine Dauersurfer.
CityNEWS: Wie weit entfernt sind wir vom eigenen Dom-TV?
Gerd Bachner: Da sind wir schon längst. Der Dom betreibt einen eigenen YouTube-Kanal mit vielen Videos und jeden Tag überträgt unser Domradio auf seiner Online-Plattform live einen Gottesdienst in die ganze Welt. Auch über die Fernsehsender EWTN und Bibel-TV kann man diese Gottesdienste miterleben.
CityNEWS: Wie ist die Resonanz?
Gerd Bachner: Wir bekommen immer wieder Dankes-E-Mails, -Briefe und auch Pralinen von Menschen, die zum Beispiel krank sind oder nicht mobil.
CityNEWS: Was hat sich in der Ansprache der Menschen im 21. Jahrhundert geändert?
Gerd Bachner: Wir müssen anders auf die Menschen zugehen, in einer Sprache, die sie verstehen. Dazu gehören auch Social Media. So kommen wir an ganz neue Zielgruppen.
CityNEWS: Welche Rolle spielen in diesem Zusammenhang die Kulturveranstaltungen im Dom?
Gerd Bachner: Die spielen ebenfalls eine große Rolle. Die Kölner Dommusik lädt im Laufe des Jahres allein zu rund 25 Konzerten in den Dom ein – neben der musikalischen Gestaltung der Liturgie. Dazu kommen noch Sonderveranstaltungen, wie das Berlioz-Requiem des WDR, Lesungen zur lit.COLOGNE oder das Klang- und Lichtprojekt SilentMOD.
Gerd Bachner “Mein Ziel ist es, die Leute wieder mit Gott in Berührung zu bringen”
CityNEWS: Sehen Sie sich eigentlich zunehmend als Entertainer?
Gerd Bachner: Nein. Das erwarten die Menschen auch nicht von mir. Ich sehe mich eher als Anbieter, schaue dabei aber auch immer auf die geistliche Dimension.
CityNEWS: Was wollen Sie damit sagen?
Gerd Bachner: Ich setze sakrale und säkulare Angebote am Dom in Beziehung. So habe ich im November 2016 die sogenannten “geistlichen Führungen” auf den Weg gebracht. Jeden ersten Mittwoch im Monat leiten im Wechsel namhafte Kölner Bischöfe, Priester, Theologen und Nichttheologen diese kostenlosen Führungen an. Jeder führt die Gruppe an andere Stellen, die Inhalte der Vorträge ändern sich demnach, sind aber gleichzeitig immer an spirituelle Orte gebunden.
CityNEWS: Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Tradition und Moderne im 21. Jahrhundert?
Gerd Bachner: Genau das ist der Knackpunkt. Es geht darum, neue Wege zu gehen, aber nicht, um der Moderne zu verfallen, sondern um die Menschen dort abzuholen, wo sie in ihrem Alltag stehen. Es geht darum, ein neues und modernes Profil für den Dom zu schaffen. Zusammen mit einem Pressereferenten und einem Lenkungskreis aus anderen Experten arbeite ich derzeit am Markenprozess “Kölner Dom”. Wir fragen uns: Wofür steht der Dom – und wie können wir sein Profil schärfen?
CityNEWS: Mit welchem Ziel?
Gerd Bachner: Ich werde es sicher nicht schaffen, dass alle Menschen zum Sonntagsgottesdienst in den Dom kommen. Mein Ziel ist vielmehr, die Leute wieder mit Gott in Berührung zu bringen. Ich will sie nicht überreden, sondern nur leicht anstupsen, zum Beispiel durch ausgewählte Events im Dom. Und wer nicht in den Dom kommt, den versuche ich über Angebote auf unserer Homepage und auf den Social-Media-Kanälen zu erreichen.