AKTUALISIERT 02.08.2016 – 13:30 Uhr:
So liefen die Groß-Demonstration und die Gegen-Kundgebungen in Köln ab
Die Groß-Demo der Türken wurde gegen 18:30 Uhr beendet und die Teilnehmer der Versammlung machten sich auf den Weg nach Hause was zu Staus und Verkehrsbehinderungen in der Kölner Innenstadt führte. So stand der Verkehr an der Severinsbrücke komplett und nichts ging mehr.
Zuvor wurden auf der Pro-Türkei-Demo auf der Deutzer Werft Türkei- und Deutschland-Fahnen von den vielen Teilnehmern – verschiedene Medien berichten von rund 40.000 Anhänger – geschwenkt. Die Polizei vermeldete gegen 16:00 Uhr über Facebook, dass rund 20.000 Teilnehmer anwesend sind und alles friedlich sei. Die Platzfläche an der Deutzer Werft sei zu 75 % ausgelastet. Dennoch machten Hitze und Enge vor der Bühne einigen Teilnehmern zu schaffen, so dass mehrere Personen mit Rettungswagen abtransportiert wurden. Die Redner auf der Bühne hatten die Demonstranten in den vorderen Reihen aufgefordert nicht nach vorne zu drängeln und etwas mehr Platz zu schaffen.
Auf der Demonstration an der Deutzer Werft wurde eine Nachricht von Präsident Erdogan verlesen: „Das war ein feiger Putschversuch auf unser Land. Mit den Panzern und Flugzeugen des Volkes haben sie eben dieses angegriffen. Für die Türkei ist der 15. Juli der dunkelste Tag der Geschichte. Aber unser Volk aus allen Schichten hat gezeigt, dass wir in der Türkei für die Demokratie einstehen. Ich bin stolz auf unser Volk. Keiner wird einen Keil zwischen das Volk und unsere Regierung treiben können.“ Der Tag des misslungenen Militärputsches in der Türkei wurde „als Triumph der Demokratie in die Geschichte eingehen. Die parteiübergreifende Demo sei ein Ausdruck davon“, hieß es von der Bühne in Deutz. „Türkei über alles“ und „Wir wollen die Todesstrafe“ riefen die begeisterten Teilnehmer. Ordner des Veranstalters und Redner von der Bühne versuchten daraufhin die Menschenmenge zu beruhigen: „Die Putschisten würden schon nach den Vorgaben des Rechtsstaats bestraft werden.“
Der Express berichtet außerdem, dass Ugur Isilak (Sänger des Wahlkampf-Songs für Erdogan): „Auf dem Weg hierhin habe ich gelesen, dass Deutschland diese Demo nicht gutheißt. Ich richte folgende Worte an Merkel und Gauck: Wir Türken leben seit 50 Jahren hier. Und wenn wir 550 Jahre hier leben würden, wären die Belange der Türkei immer noch auch unsere.“ Laut KSTA bedankte sich der Bruder eines der Opfer des Putsches bei den Teilnehmern der Demo: „Ich bin stolz auf alle, die sich für unser Land und unsere Demokratie eingesetzt haben“.
Bei der Nennung von türkischen Fußballvereinen brandete Jubel auf. Nach Verlesung der Deklaration zum Putschversuch wurden die Namen der Todesopfer des türkischen Putschversuchs verlesen und nach jedem Namen antwortete die Menge mit: „Hier!“ Die Teilnehmer riefen immer wieder Parolen wie: „Bleib aufrecht, bleib standhaft, verbieg Dich nicht“, „Für unser Land geben wir unser Leben“ und „Gott ist groß“ (“Allahu Akbar”). Auf der Kundgebung in Köln-Deutz sprachen u. a. die Abgeordneten Metin Külünk, Mustafa Yeneroglu und Türkeis ehemaliger Landwirtschaftsminister Mehdi Eker von der Bühne.
Auch der türkische Sportminister Akif Cagatay Kilic hielt eine Rede: „Wir haben geschlossen gezeigt, dass wir für die Demokratie einstehen. Deswegen: Lasst niemanden einen Keil zwischen uns treiben. Das ist ein wichtiger Test für unser Land. Gleichzeitig sei dies auch ein wichtiger Test für die türkischen Freunde gewesen. (…) Durch das Verbot von Live-Übertragungen bei der Demonstration hätten die türkischen Freunde diesen Test nicht bestanden. (…) Die Reaktionen der Kanzlerin haben uns enttäuscht.“
Kurz vor Beginn der Veranstaltung waren lt. Polizei etwa 10.000 Anhänger auf dem Gelände in Köln-Deutz. Es strömen aber immer noch Türkei-Anhänger auf das Veranstaltungsgelände an der Deutzer Werft. Man habe sehr viele Absagen von Reiseveranstaltern bekommen, sagte der UETD-Generalsekretär Bülent Bilgi lt. KSTA. Und weiter: „Nachdem klar war, dass es um diese Demonstration geht. Das ist schade. Auf der Videoleinwand dürfen nur die Redner zu sehen sein. Wir dürfen nicht einmal schwenken und die Teilnehmer zeigen. Das ist die Entscheidung der Gerichte und wir haben sie zu akzeptieren.“ Das Gelände am rechten Rheinufer wurde von zahlreichen Polizisten bewacht. Die Kontrollen an der Deutzer Werft sind äußerst streng und genau. Alle Teilnehmer und auch Journalisten wurden von einem privaten Ordnungsdienst der Anmelder u. a. abgetastet und genau unter die Lupe genommen.
Polizeipräsident Jürgen Mathies sagte im Vorfeld, dass man ganz rigoros vorgehen werde, wenn auf den Leinwänden doch Bilder übertragen werden, die nicht vom Veranstaltungsplatz vor Ort stammen. Gegen 13.30 Uhr wurde entgegen der Auflagen über die Videoleinwand ein Interview aus der Türkei eingespielt. Die Übertragung wurde durch die Polizei abgeschaltet. Der Verantwortliche wurde eindringlich darauf hingewiesen, dass die Auflagen zu beachten sind. Der TV-Sender „Türksat 3A“ hat die Veranstaltung auf vielen Fernsehkanälen live übertragen.